Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 493.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Und fülle meinem Juncker die Kaste /
Ich gebe dem Pastor die Pflicht /
Und weiß von Gott / und seinem Worte / nicht.

Salomon Henning / Fürstl. Churländischer Rath / und Kirchen-Visitator, in seiner Liffländisch-Churländischen Anno 1594. zu Leipzig in fol. gedruckter Chronick / schreibet also: Liffland streckt sich nach der Länge / neben dem Meer / über 4. tausend Stadia, und ist zum wenigsten 1300. breit. Umbher wohnen Preussen / Lithauer / und Reussen. Hat diese Völcker / und Länder / Estiam Lettiam, und Churland / so unterschieden / so wol an Sitten / als an der Spraachen seynd. In Schlössern / und Städten / reden sie am meisten die Sächsische / oder Teutsche; in Estia aber ihr alte und zum theil Schwedische Spraach. Vor 400. Jahren ist diß Land / durch Hülff der Stadt Bremen / und fürnemlich deß Teutschen Ordens / zum Christlichen Glauben gebracht; aber endlich Anno 1561. vom Gothardo Ketlero, dem König in Polen (da er erst sein Orden resignirt / das Creutz / die Sigel / die Brieff / und Privilegia der Käyser / und Bäpst / die Schlüssel der Stadt und Schloß Riga / dem König zugestellt hat) mit aller Gerechtigkeit übergeben worden / der ihn alsobald darnach zum Hertzog in Churland / und Semigallia erklärt. Diß Land hat viel Wald / ist gar eben / hat keine Berg / und wird von vielen Wassern befeuchtet / ist meistentheil (im Jahr 1590.) ungebaut / jedoch hat es fruchtbare Aecker; ist reich an Fischen / und Wildprät / und kompt daher Wachs / Asche / dürr und fliessend Bech / so man sonst Ther nennet: hat Rocken in grosser Anzahl. Venda ligt in der Mitte deß gantzen Landes. Ann. 1501. hat Herr Walther von Plettenberg / Teutscher Ordens-Meister in Liffland / dem Moscowiter / in einer gehaltenen Feldschlacht / darin fast in die 40. tausend der Reussen / auff der Wallstatt todt geblieben / obgesieget; daher ein Anstand auff 50. Jahr gemacht worden. Dieses Moscowiters Sohn / Großfürst Iwan Waßilowiz / hat unterdessen Gelegenheit gesucht / wie er sich nach desselben Anstands-Endung / an Lifland machen möchte. Anno 1556. gieng der Krieg an / zwischen dem Ertzbischoff zu Riga / und dem Heermeister / Heinrich von Galen; an dessen statt / als er gestorben / Wilhelm Fürstenberg Meister worden / so den innerlichen Krieg beygelegt; darauff der Moscowitische angangen; und ist der Großfürst Anno 1558. den 22. Januarij / da eingefallen / hat das Stifft Dörpt und Fürstenthum Wyrland / biß an die Narva / mit rauben / morden und brennen / durchstreiffet / und ist wieder nach Iwanogrod / über die Narvische Becken / seinem Lande zugezogen. Anno 1559. ist er wieder in die 130. tausend starck in Liffland kommen / und darin schröcklich gehauset. Und ist darauff diese edle Provintz also zerrissen worden / daß Moscau den vornehmsten / und fast besten Theil an Fürstenthum Wyrland / Vellin / Marienburg / dem gantzen Stifft Dörpt / und was zu denselbigen gewaltigen Gebiethern gehörig / biß an das Ertzstifft Riga: den andern vornehmsten Theil / als Stadt und Schloß Reval / Padies / Borckholm / Fegfeuer / der König Erich zu Schweden: die Stiffte Oselwick / und Churland / Hertzog Magnus / König Friderichs deß Andern in Dennemarck Bruder / innen hatten: das übrige / was dem Ertzbischoff zu Riga / und dem Teutschen Orden noch zustunde / das ergab sich freywillig / den 28. Novembris / deß obgedachten 1561. Jahrs / an die Cron Poln / wiewol auch solcher Theil mit Schulden gegen Dennemarck / Preussen / Dantzig / und andern verhafftet / und theils Stuck davon versetzet waren. Hierauff hat König Sigismund Augustus in Polen / den gewesten letzten Teutschen Meister / deß Ritter-Ordens in Liffland / Gotthard Kettlern / zu einem Hertzogen / wie oben gemeldt / und seinem Lehenmann / gemacht / und ihme Curoniam oder Churland / geben / und versprochen / sich zu bemühen / daß er auch das inligende Stifft Churland / gegen Tausch vor das Sonnenburgische Schloß / und die Hofe Leal / etc. vom Hertzog Magno bekommen solte. Ward also er nicht allein Hertzog zu Churland und Semigallien / sondern auch der Lande / und Stadt Riga / Königlicher Gubernator. Und haben die Unterthanen / nach dem sie alle ihrer vorigen Pflicht / und Eyd / den Meistern / und dem Orden / gethan / erlassen / der Königl. Majest. in Polen / als Haubt / und dem directo, et superiori semper Domino, cum suis Successoribus, mediatè;

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_493.png&oldid=- (Version vom 26.4.2023)