Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 033.png

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deren grösse / ehe sie von den Teutschen zerstört worden / noch im Felde herumb bey dem verfallenen Gemäwr / vnd Gewölben / abgenommen wird / welches Feld oder Platz / den Herren von Bern / als der Obrigkeit / wiewol in der letzten edition deß Munsteri Cosmographiae, vom Jahr 1628. gesagt wird / daß es etwan dem Hertzogen von Savoya zugehört habe; aber jetzund die Berner / vnnd Freyburger / Herren darüber seyen:) allein an Zehenden Jährlich bey 200. Säck mit Korn erträgt / vnd ligt noch darzu auff diesem Platz das besagte Stättlein Wifflispurg. Daher H. Glareanus, vnder andern von dieser Statt / bey dem Stumpfio also redet:

Moenia lata vide, non quae praesentat is orbis
Oppiduli, sed quae circulus exter habet.
Gentis Aventinae cecidit suprema potestas,
Antiquae fuerat quae caput Helvetiae, etc.

Es werden noch allenthalben da herumb kleine vnd grosse Heydnische Pfenning / altes Gemäwer / Gewölb / vnnd seltzam Estrich / auch viel Römische Inscriptionen in Marmor gehawen / gefunden / doch mehrertheils nur Stück / gemeiniglich zerbrochen / darunder 2. in / vnnd an S. Mariae Magdalenae Capell / seyn: Vnd vor dem Stättlein eine Seule an einem Bogen / neben andern schönen Stückern Gesimbsen gesehen werden. Es hat auch allhie ein Amphitheatrum gehabt / dessen Anzeigung noch vorhanden. Zu der Clodovaer Zeiten hat sich allhie ein Bistumb erhebt / so Episcopatus Aventicorum, nach dem Volck / vnd nicht Aventicensis, von der Statt / genannt worden. Anno 581. ward Marius Bischoff zu Losanna / vnnd doch Episcopus Aventicorum genannt. Anno 605. solle ein Graf / Vivilo genannt / auff dem Bühel / da der alten Statt Aventici Capitolium gestanden / auß dem verfallenen Gemäwer ein Burg gebawen haben / daher dieser jetzige Teutsche Nam kommen. Darauff Anno 1076. bey Zeiten Keysers Henrici IV. Burckhard Bischoff von Losanna / erstlich widerumb dieses newe Stättlein Wifflispurg gestifftet vnd gebawen / vnnd dasselbige für Vberfall bevestiget / da folgende Bischoff bißweilen Hof gehalten haben. Ligt zu oberst an dem Murter See / neben dem Eingang der Brüw / oder Broye, in denselben. Vnd hat von diesem Orth das Wiflispurger Gäw / oder Pagus Aventicensis, den Namen / so zwischen der Aar / vnnd dem Genffer-See gelegen / vnd durch ein Jurten oder Vorgebürg / vnnd Flügel deß Bergs Jura oder Jurassi, in zwey Theil / nemblich in die Wadt gegen dem Nidergang / am Genffer See / vnnd Nüchtland gegen Auffgang / getheilet wird / darunder das Vchtland oder Nüchtland / von den Nuithonibus also genannt / der grössere ist / der auch von etlichen allein vnter dem Wifflispurger Gäw verstanden wird.


26. Yverdon, Ebrodunum,

Statt vnd Schloß / oben am Newenburger See / vnd dem Fluß Zyl oder la Teile, gelegen / in welchen oberhalb die Orbe kompt / vnd ist das Stättlein Orben / oder Urba, nicht weit davon / wie hernach gemeldet wird. Es ist dieses Yverdon ein gar alter Orth / von welchem / vnd den alten Gebäwen vnd Gräbern herumb / vnd in dieser Gegend / J. J. Grasserus, in seiner Schatzkammer / vnnd Munsterus zu lesen seyn.

Als diese Statt Anno 1475. den Eydgnossen etwas Leyds zugefügt / ward Sie von den Stätten / Bern / Freyburg / vnnd Solothurn eingenommen; im folgenden Jahr aber / nach der Schlacht bey Murten / dem Hauß Savoy wider eingeraumbt. Letzlich ist Sie im Jahr 1536. in der Statt Bern Gewalt kommen; die solche durch einen eygnen Landvogt / regieren läst.

Zwo Stund von hinnen / gegen Losanna werts / ligt das Dorff Vrsen / an einem erhebten vnd lustigen Ort.


27. Zofingen /

An dem Fluß Wiger / im Aergäw / bey einer halben Meyl von Aarburg / so ziemblich alt / vnd die vor Zeiten die Müntz-Gerechtigkeit gehabt hat. Ist Anno 1415. an die Statt Bern kommne; hat aber selbst noch auch einen Schultheiß / klein vnd groß Rath / vnd Gericht: daher sie mit Araw /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_033.png&oldid=- (Version vom 9.9.2019)