Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 037.png

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darvon die eine folgender Zeit in der grossen Statt zur Apotheck / die andere in der Kleinen zum Roten Kopff / vnd zur Herberg worden. Vom Carolo M. dem Käyser / solle dieser Orth am ersten etwas Befreyhung bekommen haben. Darauff andere Freyheiten von andern Käysern gefolget seyn. Anno 1321. oder 22. oder erst 32. (dann die Scribenten hierin mit einander nicht vberein stimmen) hat sie sich mit den 3. obgedachten Orthen / Vry Schwytz vnd Vnderwalden / in Bündnuß eingelassen / vmb sich hierdurch bey ihren Freyheiten zu erhalten. Vnd ist nunmehr niemands vnterthan / sondern für sich / wie die andere Orth auch; Wiewol sie das Reich respectiren vnd ehren. An statt deß Burgermeisters hat Lucern einen Schultheissen; vnnd an statt der Zünfften Handwercksgesellschafften. Vnd wird da der kleine / vnd grosse Rath / entweder von gewissen Personen / oder vom Rath selbsten erwehlet / auch noch etlicher massen allda das Jus Talionis observirt, vnd thun sich allem noch die Lucerner / vnder allen Eydgnossen / der Ehrinen gekrümbten Hörner / oder Harschhörner / im Krieg gebrauchen. Besiehe Munsterum in der Cosmographi / Stumpfium in der Schweitzer Chronic / Jos. Simlerum de Repub. Helv. vnd P. Bertium lib. 3. Rer. Germ.

Es hat diese Statt etliche Vogtheyen / vnd zimbliche Orth vnter sich. Vnd gehöret derselbigen auch Wolhusen / etwan ein Stättlein im Aergäw / nicht weit von Lucern / zu vnderst am Entlibuch / vnd dieser Zeit in ihrem Gebiet / in der Pfarr Rußwyl gelegen / so vor Zeiten herrliche Freyheiten gehabt hat. Man gibt den Lucernern sonsten nur zwey Stättlein / als


1. Rotenburg /

Sampt einem Schloß / nicht weit von dem kleinern Emmat-Fluß gelegen. Hat ein zugehörige Landschafft / vnnd vor Zeiten eygene Grafen gehabt / nach deren Abgang / solcher Orth an die Grafen von Habspurg vnd das Hauß Oesterreich gelanget ist. Anno 1385. nahmen die Lucerner / Stättlein vnnd Schloß mit Gewalt ein / vnnd die zu Entlibuch zu Burgern auff / denen besagtes Stättlein Rotenburg / noch gehörig ist. Es ward damaln / von den Eydgnossen / auch das Stättlein Meyenberg eingenommen.


2. Wilisow / oder Willisaw /

Zwischen Sursee / vnd Hutwill / in Ergäw / an der Wiger gelegen. Ist gar ein alter Graffensitz gewesen / die noch zu Käysers Friderici deß Ersten Zeiten gelebt haben. Vnder Käyser Wenceslao beherrschten diß Stättlein die Grafen von Valendys. Folgends ist es / sampt der Graffschafft / an die Statt Lucern kommen / hat gleichwol auch ein Policey / Gericht vnnd Rath.

Sonsten sein vnter der Lucerner Schutz / die Stättlein /


Sempach / vnd Sursee /

Beyde an dem Sempacher See gelegen / der sich bey einer Meyl Wegs von Lucern erhebet / vnd ein Meyl gegen Mitternacht / biß an die Statt Sursee erstrecket / so eine Meil Wegs von Sempach gelegen / vnnd von dem Wasser Sur oder Surb / das auß dem Sempacher See gehet / also benennet wird / daran / vnder Sursee / das herrliche Stifft vnnd Probstey Münster im Aergäw / Lucerner Gebiets / an dem besagten Flüßlein Surb / ligt / so erstlich ein Benedictiner Kloster gewesen / durch Beronem einen Landgrafen im Elsaß gestifftet / von deme auch es Berona, oder Beronense Monasterium genannt worden. Der stattliche Fleck dabey ist auch mit besondern Freyheiten vnd Jahrmärckten begnade. Anno 1352. ward dieses Münster sampt Sieben Dörffern / von den Eydgnossen verbrennt. Besihe hievon ein mehrers beym Stumpfio. Es haben gedachte beyde Stättlein ihren eygenen Rath / doch muß der Schultheiß zu Sursee denen von Lucern schweren: Zu Sempach aber haben die Lucerner Macht / einen Schultheissen / doch auß den Burgern daselbst / zu erwehlen. Bey jetztgemeltem Sempach ist Anno 1386. die Namhaffte / vnnd in den Historien so berühmbte Schlacht / mit den Eydgnossen den 9. Julij gehalten worden / in welcher Leopoldus III. Hertzog zu Oesterreich blieben ist.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_037.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)