Seite:De Merian Sueviae 251.jpg

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Darauff auch vnter andern Statt-Satzungen versehen / vnnd alle Jahr offentlich verlesen wirdt / daß man zu ewiger Zeit keine Juden mehr eynlassen solle.

Anno 1493. war zu Vberlingen ein Burger / Peter Breymolber genandt / der hatte so viel gefrässige Würm in jhme / daß er in dritthalb Jahren hundert vnd dreyssig Malter Früchten gessen; gebrauchte darauff den Göppinger Sawerbrunnen / so die Würm vertrieben. Diese Statt hat auch vnter noch wärendem leydigen Teutschen Krieg zween starcke Anstöß erlitten / den ersten An. 1632. von Hertzog Bernhard zu Sachsen-Weinmar: Den andern An. 1634. von dem Schwedischen FeldMarschalck Gustav Horn / als er den 23. Aprilis / mit gantzer Kriegsmacht / darfür geruckt / das genandte Hellthor / mit sampt dem Thurn / zu Hauffen geschossen / darauff 3. Tag nacheinander mit grossem Ernst gestürmet / aber jedoch den 16. Mäy widerumb abgewichen. Den vmbständlichen Verlauff von Tag zu Tag gibt die zu Costantz gedruckte außführliche Beschreibung. Vnd obwoln dise Belägerung nit ohne schaden abgaagen / wirdt jedoch / daß hernach An. 1636. gefolgte / den Gebäw / vnd Gütern / sehr schädliche Gewässer / nicht weniger beklagt / welches den 31. Augusti Morgen vmb 3. Vhren / von einem vrplötzlichen Wolckenbruch / mit erschröcklichen Blitz / vnd Donnerkläpfen Anfang genommen / sich zwischen den Weinbergen / in den engen Thälern gesamblet / vnd mit solchem Gewalt der Statt zugelauffen / daß auch grosse Bäum / sampt den Wurtzeln / mitgeführet / vnd gar die steinin-Brücken zerrissen worden. Die zwar tieffe Stattgraben mochten das Wasser nicht fassen / vnnd war der Lauff von oben gegen der vntern Vorstatt so groß / vnd impetuos, daß ein Brustmäwrlein von dem Grund außgehoben / vnnd 3. Schritt weit getragen / zugleich auch das newgemachte starcke Stattthor / so man das Wißthor nennet / vom Gewalt der empor getragener Bäum / vnd Steinen auffgestossen worden. Die Vorstatt war gleich dem See vberschwämmet / die Keller alle mit Wasser vnnd Sand angefüllet / die Leuth begehrten sich auff die Tächer zu salviren / dann das Wasser die vntere Gemach bereyt vberstiegen / vnd wäre noch viel höher gewachsen / wann nicht die Stattmawer gegen dem See dem vngestümmen Gewalt Platz geben / sich / sampt dem Fundament nidergelegt / vnd das Wasser damit sich in den See außgegossen hätte. Es war wol verwunderlich zu sehen / daß ein so veste hohe Mawer auf sieben vnd viertzig Klaffter lang / vnnd allerdings gantz / von Grund auß vmbegstürtzt worden. Der lautere klare See entfärbte sich von dem Einfluß deß trüben laimigen Wassers / vnd wurden etlicher Orthen die Weingarten von dem mitgeführten Sand / vnd Steinen / dermassen bedeckt / vnnd versenckt / daß man weder Reben / noch Stecken / mehr sehen können. Jedoch ist bey so ungehewrer grosser Wassersnoth sich zuverwundern / vnd darumb Gott zu dancken / daß weder Vieh / noch Menschen inn- oder ausserhalb der Statt zu Grund gangen / wiewol die Gefahr ernstlich / vnd vielen das Wasser in das Maul gelauffen geweßt. Biß hieher oberwehnte Beschreibung / vnd Bericht. Darzu man thun kan / daß Theils schreiben / daß diese Statt vor Zeiten Iburingen geheissen / folgends aber von der vhralten Vberfahrt / vnd Schifflände / den Namen Vberlingen bekommen habe. Vnnd daß von dem obgedachten Bad / Doctor Joh. Göbel in seiner Schrifft von den Bädern / am 95. vnnd folgenden Blat / meldet / daß solches dem schwachen Magen diene / Lust zum Essen mache / zur Däwung helffe / wider die flüssige Zuständ gut sey / den Stein in den Nieren und Blasen vertreibe / das Harnschneiden stille / den Brand von Wasser / oder Fewer / wende / vnd die Krätze heyle.

Anno 1643. den 19. 29. Jan. hat der Commendant auff Hohendwiel / Herr Obrister Widerhold / auff empfangene gute Kundtschafft / wie es vmb diesen Orth beschaffen / denselben Morgens vmb 5. Vhren vberfallen / ein Thor petardiert / vnd einbekommen / vnd in der Statt 3. Stund lang geplündert / auch in solcher ein gute Anzahl Früchten gefunden; vnd sie mit 600. Mann besetzt. Anno 1646. den 1. 11. May eroberten die Chur-Bäyrischen die Statt / nach vier Monatlicher Belägerung / wider mit Accord; in welcher Zeit sich der Commendant Viconte de

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_251.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)