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sich unglücklich fühlte, daß auch ihn ein so unsäglicher undefinierbarer Ekel vor dem Leben und vor allem überhaupt erfaßt hatte. Ich hörte das Wort „Tod“ dann „nicht mehr weiter, so nicht mehr weiter leben“. Mit einemmale, wie durch einen Zauberschlag erwachte meine ganze, alte, heilige Leidenschaft wieder. Ich faßte stürmisch seine Hand, fast hätte ich sie geküßt. Was ich sagte, weiß ich heute nicht mehr, habe ich vielmehr nie gewußt, ich weiß nur, daß er meinen liebevollen, fast stürmischen Worten kühle Ironie entgegensetzte, daß er immer ruhiger, frostiger, zurückhaltender und ablehnender wurde.

Dann benahm ich mich wie ein verliebter, dummer Gymnasiast. Meine Stimme brach vor verhaltenen Thränen, aber meine Augen waren trocken. Ich weinte mit der Kehle. Ich bat ihn schließlich, mich mitzunehmen, wenn er in den Tod gehen wollte, mich mit ihm sterben zu lassen. Ich bettelte.

Er zog sich höflich, lächelnd, immer weiter von mir zurück.

Endlich fragte ich ihn, warum er mich nicht mithaben wollte.

Er gab eine ausweichende Antwort.

Ich drängte ihn, schon stieg ein leiser Grimm in mir auf.


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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)