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Das Pfennig-Magazin
der
Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse
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Kenntnisse und das Bewußtseyn, in allen Lagen des Lebens unsere Pflicht erfüllt zu haben, sind die einzigen Reichthümer, welche das Schicksal uns auf keine Weise, in keiner Lage des Lebens zu rauben vermag; sie sind der wahrste Trost im Unglücke, die schönste Freude unseres Alters, der reinste Genuß nach mühevoller Arbeit, nach des Tages Last und Hitze. Jene können wir einander mittheilen, sie uns aneignen aus Büchern und den Lehren Erfahrener und Gebildeter, und die Fortschritte unserer Zeit bieten uns überall dazu Hülfsmittel dar; die Erwerbung des Bewußtseyns aber, seine Pflicht als Mensch und Bürger im vollsten Sinne des Wortes gethan zu haben, muß Jedem selbst überlassen bleiben; doch nur der Pflichtgetreue ist der wirklich Tugendhafte, denn wer, wie so viele Menschen, in selbstbefangener Eitelkeit Tugenden üben will, und seine Pflichten darüber vernachlässigt, gleicht dem leichtsinnigen Vater, der seine Kinder schön kleidet, und sie hungern läßt, oder sie mit kostbaren Leckerbissen nährt, und sich nicht um die Ausbildung ihres Geistes und Herzens kümmert. – Unsere Pflichten zerfallen in zwei Klassen, in die Pflichten gegen uns selbst, und die Pflichten gegen Andere. – Vervollkommnung unseres Selbst ist das Ziel und der Zweck unseres irdischen Daseyns, denn in ewigem Weiterschreiten liegt das Geheimniß der Welt. Wie nahe ist uns daher die Pflicht gelegt, uns Kenntnisse zu erwerben, wie nahe denen, die sich solches Erwerbes bereits erfreuen, ihn ihren Brüdern und Nebenmenschen mitzutheilen, denn weder Talente noch Wissen wurden uns gegeben, um uns selbstsüchtig allein solchen Besitzes zu freuen; wir sind Alle gleich vor Gott, sind alle Gäste an der Tafel des Herrn, sollen uns einträchtlich lieben wie Brüder, und Jeder dem Anderen mittheilen von seinem Überflusse, nach Maaßgabe der Kräfte und der Bedürfnisse des Empfangenden.
Und das eben ist der Zweck unserer Gesellschaft und dieser von ihr besorgten Zeitschrift. Die Verbreitung nützlicher Kenntnisse ist das schönste Geschenk, das man seinem Jahrhunderte machen kann. Wir wollen, nach unseren besten Kräften, mit prüfender Besonnenheit, mit redlichem Willen dafür das Unsere thun. Unermeßlich ist das Reich des Wissens; es umfaßt die ganze Welt; Vergangenheit und Gegenwart, Himmel und Erde, Land und Meer. Unser Streben soll dahin gehen, aus allen diesen Regionen, aus allen diesen Zweigen das Nützlichste und Neueste auszulesen und es auf eine möglichst gefällige Weise, welche Verstand und Phantasie zugleich angenehm beschäftigt, dem freundlichen Leser vorzuführen. Die wichtigsten Entdeckungen und Erfindungen, merkwürdige Naturerscheinungen, große Begebenheiten, interessante Ereignisse, Lebensbeschreibungen berühmter Männer, treffende Lebensregeln, wichtige Erfahrungen, sollen wechselsweise unsere Aufmerksamkeit beschäftigen, und dem Leser wie in einer freundlichen, würdigen Unterhaltung vorgetragen werden. – Zu besserem Verständnisse werden wir überall, wo es nöthig ist, erklärende, sauber gearbeitete Abbildungen hinzufügen, und uns überhaupt bemühen, auf die äußere Gestalt unserer Zeitschrift eben so viel Sorgfalt, wie auf den Inhalt derselben zu verwenden.
Möge die Theilnahme für dieselbe unserem redlichen und ernsten Willen gleichen, dann ernten wir den schönsten Lohn.
Die Gotteshäuser der Mahomedaner, in welchen sich dieselben jeden Freitag zum Gebete versammeln, heißen Moscheen. Die hohen Thürme, die an den Seiten des Domes dieser Gebäude emporsteigen, werden Minarets genannt; außen um dieselben laufen Gallerieen, Ringen ähnlich, herum. Hierher begiebt sich täglich fünf Mal der Muetzin, und läßt den feierlichen Ausruf (Ezann) vernehmen, wodurch er die Gläubigen zum Gebete ruft.
Die hier dargestellte Moschee ward im Jahre 1610 durch Sultan Achmed gegründet; dieser Fürst betrieb den Bau derselben mit solchem Eifer, daß er in eigener Person jeden Freitag Theil an den Arbeiten nahm. Sie steht auf der Südseite des Atmeidan (Hippodroms, Rennbahn), und ist unter allen Moscheen Konstantinopels und des ganzen osmanischen Reiches die Einzige, welche sechs Minarets hat, d. h. zwei mehr als die Sophienkirche, die Suleimanie, ja selbst als die Moschee des heiligen Hauses der Kaabe zu Mekka. Auf einer erhöheten Terrasse erbauet, besteht sie bloß aus zwei großen Vierecken, von denen Eines die Moschee selbst, das Andere den Vorhof bildet. Dieser mißt von dem auf den Atmeidan führenden Mittelthore bis zu dem gegenüber befindlichen Haupteingange der Moschee 56 Schritte in der Länge und 77 in der Breite. Die Moschee selbst hat 100 Schritte ins Gevierte. Das Auffallendste an derselben sind vier ungeheuere Säulen, von denen jede aus drei Theilen besteht, und die im Vergleiche zu ihrer Länge unverhältnißmäßig dick sind. Der Umfang einer jeden mißt 36 Ellen; sie tragen den Dom und erheben sich von außen an den vier Seiten desselben wie eben so viele Thürmchen. Die Kuppel des großen Domes ist von 4 Hauptkuppeln umgeben, an deren jede zwei kleine ganz runde Kuppeln stoßen, welche
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 1. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_04_nr_01.djvu/1&oldid=- (Version vom 29.5.2024)