diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 4 | |
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Unter der Waare ad 1. ist sehr viele, welche die jüdischen Häuser Hamburgs und Bremens, die diesen Handelszweig fast ohne christliche Konkurrenz betreiben, weit unter dem beim Zolle angegebenen Fabrikpreise ankaufen, weil Geldverlegenheit oder außer der Mode gekommene Artikel den Fabrikanten oder den Kaufmann bewegen, wenn er in Masse solche Waaren losschlagen muß, sie lieber außer Landes als in demselben zu verkaufen, um wenigstens den Rückzoll noch zu gewinnen. Daher hat Deutschland für die Artikel 1. und 2. gewiß nicht über eine Million Pf. Sterling und vielleicht beträchtlich weniger bezahlt.
Was aber die Twiste und Garne betrifft, so geht davon das Meiste nach Österreich, das viel baumwollene Zeuche webt, aber die feinsten Twiste und Garne aus England bezieht. In eben dem Falle ist die Schweiz mit Einkäufen über Hamburg, allein ich rechne das nicht, weil Frankfurt am Main doch etwas, wenn auch nicht viel, englische baumwollene Waaren über Belgien und Holland kommen läßt.
Obgleich Norddeutschland fast ganz aufgehört hat, grobes wollenes Tuch à 3 bis 5 Sh. engl. die Yard aus England kommen zu lassen und an Einfuhr feiner Tücher, Casimire und dergleichen aus England nach Deutschland wegen des hohen Ankaufs in England nicht mehr zu denken ist, so ist doch dagegen die englische Einfuhr an Calmucks, Teppichen und allen englischen Weberwaaren aus langer Wolle, welche sich Deutschland ebenfalls verschaffen könnte, vielleicht größer als je, wird aber nur so lange fortdauern, bis Deutschland, wegen abnehmender Ausfuhr der feinen Tuchwolle nach England, sich mehr auch auf die Erzeugung feiner langer Kammwolle legt. Jedoch werden Englands Salz, Zinn, Eisen, Steinkohlen, Blei stets ihren starken Absatz nach Deutschland behaupten. Auch die Produkte der englischen Zuckersiedereien in Hüten werden immer weniger aus England nach Deutschland ausgeführt werden.
Fährt Norddeutschland so fort, wie jetzt, wo es im richtigen Gange seiner einträglichen Landwirthschaft sich befindet, seinen Boden durch die angestrengteste Kultur zu veredeln und in dessen Folge viel Getreide, Klee, Rapps und andere Ölsaaten zu erbauen, ja Manches zu erzielen, was der reiche Britte oder seine Kolonieen an Lebensmitteln bedürfen, und nur die Kultur kleiner Landstellen in der Nähe der Seehäfen gewährt; so wird sich zwar die deutsche Nordküste sehr bedenken, sich dem preuß. Zollsysteme anzuschließen, da sie einen einigermaßen sichern Absatz jenseits des Meeres zu ihrem Wohlstande bedarf, aber gewiß nicht durch die großen Einfuhren der freien Nordamerikaner und der Britten an fremden Produkten verarmen und eben so wenig durch die großen Auswanderungen rüstiger junger Mannschaft nach andern Zonen sich entvölkern. Ohne den unseligen Staatspapierhandel, der allen andern Gewerben und besonders der Landwirthschaft die nöthigen Kapitale zu Verbesserungen, deren man bedarf, entzieht, würde die deutsche Nord- und Ostseeküste, auch ohne Merinoszucht, die Nordwestdeutschland verschmähet, ganz anders als heute blühen. Während man in einigen Kontinental-Ländern durch Wettrennen der Pferde die Pferdezucht verbessern will, hat England durch Künsteleien seine Race zum Zug-Arbeitsviehe dergestalt verschlechtert, daß es über Hamburg, Altona und Bremen monatlich immer mehr Arbeitspferde kommen läßt. Es liegt im Geiste dieser Nation, alles, was sie in ihrer Spekulation ergreift, am Ende zu übertreiben, und diese Übertreibung fängt bereits an, den Wohlstand dieses Volkes zu untergraben.
So furchtbar die Gewitter sind, so sind sie doch auch sehr wohlthätig und gewähren eine erhabene Erscheinung. Nach langer Trockenheit lechzt die Erde; die Gewächse schmachten und lassen ihre Blätter hängen, die Thiere fühlen sich ermattet und die Menschen beklommen. Jetzt kommt ein Gewitter und erquickt Fluren, Thiere und Menschen. Alles fühlt sich gestärkt, und erwacht zu neuem Leben. Die Luft ist nach einem Gewitter abgekühlt und der Mensch neu belebt. Sein Körper spürt neue Kräfte, und sein Geist arbeitet mit neuer Lust. Die Gewitter geben also allem Lebendigen frisches Leben und Gesundheit, und der Mensch ist aufgelegt zu allen Mühen und zu allem Schwierigen. Die Gewitter sind der heißen Jahreszeit eigen, mäßigen die Wärme und beleben die Natur von Neuem.
Sie kühlen aber nicht nur die Luft ab, sondern sie schaffen auch die schädlichen Dünste weg, welche sich bei anhaltender Hitze in der Natur ansammeln, und verbreiten heilsame Stoffe; denn das Drückende einer schwülen Luft liegt nicht bloß in der Wärme, sondern auch in der Zusammensetzung der Luft selbst. Sie verleihen allen Wesen neue Spannkraft und dem Menschen frischen Muth.
Sie befördern die Fruchtbarkeit; denn wer hat nicht bemerkt, daß nach einem Gewitter Alles üppiger wächst, und daß in den Gärten und auf den Feldern alle Gewächse kräftiger empor schießen? Daher sind gewitterreiche Jahre auch in der Regel fruchtbare Jahre.
Sie sind auch eine erhabene Erscheinung. Wenn der Donner rollt, der Sturmwind brauset, und die ganze Natur in Aufruhr zu seyn scheint, so gewährt dieß einen Anblick, der uns über Staub und Tand erhebt, und die Idee des Großen und Erhabenen in unserm Gemüthe erweckt. Wir sind mehr als alle diese Gewalt, welche um uns her Alles zu zerstören droht; wir sind moralische Wesen, über alles Hinfällige erhaben und können sogar jeder noch so großen Macht Trotz bieten. Uns trägt die Idee des Unendlichen und Gewaltigen über Raum und Zeit hinaus und reihet uns an die Gottheit selbst an. Wir erblicken in der Gewalt des Gewitters die Macht der Gottheit, und das Bewußtseyn eines guten Gewissens träufelt Trost und Zuversicht in unser schwaches Herz. Wir sind unsterblich, und alle endliche Macht prallt an diesem Gedanken gefahrlos ab.
Die Abbildung, die wir hier liefern, stellt eine Corvette vor, welche im Range nach der Fregatte kommt und sich von ihr nur durch ihre geringere Größe unterscheidet; sie hat, wie diese, drei Masten und eine innere verdeckte Batterie.
An den Kriegsschiffen streicht man den äußern Umkreis der Batterie weiß an, während man die Pfortluken, eine Art von Läden, womit man die Schießscharten der Kanonen zumacht, schwarz anstreicht. Das lange, weiße und schwarze Band, das dadurch entsteht, macht die Hauptverzierung des Rumpfes des Schiffes aus; es ist ein getüpfelter Gürtel, welcher es gleichsam in der Taille zusammenschnürt, und ihm ein ungezwungeneres Ansehen giebt. Die Freibeuter ändern oft ihr sonderbares Farbengemisch, um nicht erkannt zu werden; bisweilen streichen sie ihre beiden Seiten verschieden an, um die Kreuzer desto eher irre zu führen.
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 4. , 1833, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_25_nr_04.djvu/3&oldid=- (Version vom 6.5.2024)