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Der beinahe wagerechte Mast, der vorne hervorragt, ist der Bogspriet; bei schlechtem Wetter, wenn man von Welle zu Welle bald aufwärts, bald abwärts steigt, sinkt er alle Augenblicke ins Meer, und hebt sich sogleich wieder in die Höhe, indem er rechts und links breite schäumende Wasserfälle abschüttelt.

Beim Entern spielt der Bogspriet eine Hauptrolle; auf den ersten Blick erräth man, daß er zur fliegenden Brücke dient. In der That, wer sein Glück durch einen Kampf, Mann gegen Mann, versuchen will, der sucht gewöhnlich den Bogspriet des Feindes in seinen eigenen großen Mastseilen zu verwickeln. Die Mastseile (HAUBANS) sind die großen Seile, welche von verschiedenen Punkten des Mastes ausgehen und an den beiden äußern Rändern des Schiffs befestigt sind; sie dienen zu Leitern, um hinauf zu kommen, aber ihr wesentlicher Zweck ist, den Mast seitwärts zu halten.

Eine Corvette

Wenn das geenterte Schiff seinen Bogspriet auf diese Art verwickelt hat, so befindet es sich in einer mißlichen Lage; denn seine Kanonen werden durch die Richtung der Schußlinie belästigt, während es von vorne bis hinten in seiner ganzen Länge durch die feindlichen Kugeln bestrichen wird, welche ihm ganze Reihen von Menschen hinwegraffen; es wird in voller Lage beschossen.

Man fährt vor Schrecken zusammen, wenn man an die gräßlichen Auftritte denkt, die nunmehr auf dem Bogspriete, der schmalen Brücke mitten über einem Abgrunde, vorgehen: Menschen stürzen vorwärts und greifen einander mit Äxten, Säbeln, Piken und Pistolen an. Besonders gewähren die Äxte einen schauerlichen Anblick; auf der einen Seite schneidend scharf, dringen sie in den Menschen ein, und hauen ganze Stücke ab, wie man Holzspäne abschlägt, auf der andern einer gebogenen langen Hacke gleichend, machen sie Löcher ins Fleisch und dringen in die Knochen, in den Hirnschädel, ein.

Der senkrechte Mast, welchen man hinter dem Bogspriete erblickt, ist der Fockmast. Der heftige Wind hat ihn an seinem obern Theile zerbrochen. Hierauf kommt der große Mast, welcher sich über alle seine Nachbarn emporhebt. Der letzte Mast endlich heißt der Besansmast; er befindet sich in der Offizierwohnung.

Für die Corvette, deren Abbildung man hier sieht, herrscht übles Wetter; sie fährt beinahe ohne Segel, denn hätte sie ihre Segel vor dem tobenden Winde aufgezogen, so würden ihre Masten unter der Last zerbrechen, oder sie würde auch wohl gar umschlagen. Sie segelt mit dem großen Segel allein und hat die andern eingerefft, wie man das bei schlechtem Wetter oder ungünstigen Winden zu thun pflegt.

Wie man wildes Rindvieh in den Maremmen forttreibt.

Derjenige Theil von Italien, welcher von den Gebirgen von Genua bis an’s äußerste Ende Calabriens an’s mittelländische Meer stößt, und eine Länge von ungefähr 700 engl. M. beträgt, besteht, mit Ausnahme weniger Stellen, z. B. Neapels, wo sich Hügel und Berge zeigen, aus einem breiten Streifen flachen Landes, der sich von dem Strande des Meeres bis zur niedrigen Gebirgskette der Apenninen erstreckt. Diese Gegend heißt die Maremma (Seelandschaft), welche vorzüglich im Sommer, vom Juni bis zum Oktober, höchst ungesund ist. Alle Einwohner, die dieß vermögen, begeben sich nach den Bergen, und die Wenigen, welche zurückbleiben müssen sind dem Malariafieber, einem Wechselfieber, ausgesetzt, das den Körper abmagert, die Lebenskräfte erschöpft und mit dem Tode endigt, wenn man nicht bei Zeiten vorbeugt. Die Pachthöfe in dem größern Theile dieses großen Landstriches, besonders in den römischen und toskanischen Abtheilungen desselben, sind sehr groß und begreifen oft jedes mehrere tausend Morgen. Die reichen Pächter derselben halten sich in den Städten auf und haben Geschäftsführer und Dienstleute, welche an Ort und Stelle wenigstens bis nach der Ernte bleiben. Der bei weitem größte Theil des Landes dient, ob er schon zum Anbaue tauglich

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diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 4. , 1833, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_25_nr_04.djvu/4&oldid=- (Version vom 7.11.2023)