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ist, zur Weide; nur ungefähr ein Viertel oder ein Sechstel desselben wird jährlich nach der Reihe unter den Pflug gebracht und angebauet. Dörfer bekommt man da nicht zu Gesichte; hier und da aber ist, jedoch in weiten Entfernungen von einander, eine schlechte Pachterwohnung, ein Fleck mitten in der Wüste. Da sich auf diesen Ebenen keine Einwohner mit festen Wohnsitzen aufhalten, so dingt man Arbeitslose aus dem Innern, vorzüglich aus den Hochländern der Apenninen, wo der unfruchtbare Boden, obgleich unter einem gesunden Himmelsstriche gelegen, den eingebornen Landleuten nicht genug Beschäftigung gewährt. Gewöhnlich kommen sie im Oktober von den Bergen in Zügen von ungefähr hundert Personen unter der Leitung eines Anführers herab, welcher mit dem Aufseher des Pachthofes wegen ihrer Dienste und ihres Lohns Verabredung trifft. Man hat berechnet, daß alle Jahre ungefähr 20 000 auf diese Art sich in der Campagna di Roma oder den Ebenen von Rom einfinden. Viele davon bleiben bis zum Mai und verrichten auf dem Pachthofe die verschiedenen Arbeiten. Gewöhnlich verdingen sie sich bloß auf die zu Feldarbeiten passende Jahreszeit und erhalten Jeder im Durchschnitte täglich 2 bis 3 Groschen. Ihre Hauptnahrung besteht in Polenta oder in Mehle von indischem Korne, das man mit Salz und Wasser kocht und in eine Art von Pudding verwandelt, wozu gelegentlich noch abgeschäumte Milch oder klar geriebener Käse kommt. Sie schlafen auf der bloßen Erde entweder in dem Pächterhäuschen oder in Hütten, die man auf eine gewisse Zeit von Rohr erbauet, das in diesen Gegenden üppig wächst.

Wilde Ochsen.

Zur Zeit der Ernte, gegen Ende Juni, wird eine neue Verstärkung von Arbeitern aus den Gebirgen aufgeboten. Dieß ist der mißlichste Zeitpunkt für die armen Leute, die zu Tausenden aus der reinen und gesunden Luft ihrer vaterländischen Bezirke kommen, um die höchst ungesunde Luft der Niederlande einzuathmen, indem sie bei Tage unter einer glühend heißen Sonne arbeiten und des Nachts unter freiem Himmel dem starken Taue und dem Stiche der Schnaken und anderer Insekten ausgesetzt schlafen. Die Schnitter verdingen sich auf 11 bis 12, ja bisweilen auf 14 Tage, und erhalten täglich Jeder etwa 16 Groschen. Auch bekommen sie während dieser Zeit bessere Kost und werden reichlich mit Wein und Wasser versorgt. Das Getraide wird geschnitten, gedroschen, geworfelt und in der Mitte des Juli auf Kornböden gebracht. Hierauf wagt Niemand mehr, auf den Feldern zu bleiben.

Ochsentreiber.

Auf diesen Pachtungen trifft man Vieh in Menge an. Weder die Verwalter noch die Aufseher, ja selbst nicht einmal die Hirten gehen zu Fuße: Alles ist zu Pferde und galoppirt eilig mit einer Flinte oder einer Lanze in der Hand über die Ebenen hinweg. Pferde stehen stets gesattelt in den Ställen; wem auf dem Pachthofe Geschäfte obliegen der hat zwei Pferde zu seinem Gebrauche.

Tausende von diesen armen Erntearbeitern reisen 12 bis 15 Meilen weit und wieder zurück, um auf den höchst ungesunden Ebenen der Maremma zu arbeiten, sich ein Fieber zu holen oder fern von ihrer Behausung zu sterben, oder auch kränklich und geschwächt für das übrige Jahr zurückzukehren. Dieß ist das traurige Geschick der Feldarbeiter Einiger der berühmtesten Gegenden Italiens seit alten Zeiten gewesen.

Empfohlene Zitierweise:
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 4. , 1833, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_25_nr_04.djvu/5&oldid=- (Version vom 7.11.2023)