diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 4 | |
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Die einzigen bleibenden Bewohner der Maremmen sind die Rindvieh- und Büffelhirten und die Buschklepper. Die Ersten sind stets zu Pferde und mit einer Lanze bewaffnet, mit welcher sie die wilden Kühe und wüthenden Ochsen im Zaume halten, die man in diesen Einöden herumstreifen läßt. Diese Hirten führen ein freies und unabhängiges Leben, gleich dem der Araber in der Wüste. Sie bekommen Jahreslohn; außerdem haben sie Vieh für sich, das sie mit dem übrigen auf die Weide treiben. In den Sommermonaten begeben sie sich nach den schattigen Wäldern, die am Seestrande liegen, und wo die Luft nicht so ungesund ist, wie auf den freien Ebenen.
Nach des trefflichen Chateauvieur Bemerkungen hausen in diesen Gegenden das ganze Jahr hindurch wilde Kühe, welche noch unbändiger sind, als die Ochsen und Pferde, die man dort antrifft. Nicht ohne Gefahr kann man sich ihnen nähern; sie haben schiefergraue, sehr feine Haare, eben so feine Gliedmaßen, einen walzenförmigen Leib, gefällige, richtig gezeichnete Formen und sehr große Hörner. Milch geben sie nicht. Die Kälber werden, sobald sie abgesetzt sind, an die Pachter des kleinen Arnothales verkauft; die Kühe selbst aber werden, sobald sie 7 bis 8 Jahre alt sind, der Haut und des Fleisches wegen, getödtet. Diese Metzelei verwandelt man in eine Jagdpartie, und bei diesem Feste, das jedoch selten ohne einen Unfall abläuft, verfolgen die Torreadores (Stierkämpfer) die Kühe mit Lanzen.
Beide Abbildungen stellen die Art und Weise vor, wie man die Ochsen und Kühe aus den Maremmen nach den Städten treibt. Die Hirten sind mit Waffen versehen und sitzen entweder zu Pferde, oder gehen zu Fuß.
Vor ungefähr drei Jahren wurde ein Engländer, der sich einige englische Meilen von London auf dem Lande aufhielt, mitten in der Nacht nach dieser Hauptstadt durch die Nachricht zu eilen veranlaßt, daß die Gebäude, welche an sein Geschäftslokal stießen, in Flammen ständen. Sobald er ankam, zog die Wegschaffung seiner Geräthschaften und seiner Papiere allein seine Aufmerksamkeit auf sich, aber trotz dieser Beschäftigung und dem Lärm, zu welchem jedes Feuer Veranlassung giebt, fiel sein Blick doch unwillkührlich auf einen Hund, der während der Fortschritte des Feuers immer herumlief und allem Anscheine nach eine große Theilnahme an allem dem zeigte, was vorging. Er hütete sich zwar, Jemandem in den Weg zu treten, aber immer befand er sich mitten im ärgsten Getümmel.
Als man das Feuer gelöscht und der Engländer Zeit hatte, sich umzusehen, bemerkte er wieder den Hund, der mit den Spritzenleuten von der Anstrengung auszuruhen schien; er fühlte sich daher gedrungen, einige Erkundigungen über ihn einzuziehen. Gehört der Hund Euch, mein Freund! fragte er Einen von den Spritzenleuten.
Nein, mein Herr! er ist nicht mein; er gehört überhaupt Niemandem an. Wir nennen ihn nur „den Hund der Spritzenleute“.
Warum gebt Ihr ihm diesen Namen? Hat er keinen Herrn?
Nein, mein Herr! versetzte der Spritzenmann. Er hat Niemanden von uns zu seinem Herrn, ob wir ihm schon Alle gern ein Nachtquartier und etwas zu fressen geben. Er bleibt bei Keinem von uns lange; sein Vergnügen besteht darin, bei allen Feuern in London zu seyn; mag dieses nahe oder fern seyn, stets finden wir ihn auf dem Wege, der uns dahin führt, und wenn es bisweilen außerhalb der Stadt brennt, so geben wir ihm einen Schupp. Seit zwei bis drei Jahren hat es kein Feuer gegeben, bei dem er nicht gewesen wäre.
Diese Nachricht kam dem Engländer so unglaublich vor, daß er sich deshalb bei andern Spritzenleuten erkundigte, und Alle bestätigten die Erzählung des Ersten; jedoch konnte ihm Keiner eine Nachricht von den frühern Gewohnheiten des Hundes, oder eine Erklärung der Umstände verschaffen, welche diesen sonderbaren Hang in dem Thiere erzeugt und genährt hatten.
Im Juni 1831 wurde der Engländer in der Nacht wiederum zu einem Feuer in dem Dorfe gerufen, in dem er wohnte: dieß war das Dorf Camborwell in Surry, und wie groß war sein Erstaunen, als er „den Hund der Spritzenleute“ hier erblickte! Er war noch immer geschäftig und lebendig, und sah dem Schauspiele, das nicht selten so viel Unheil und Verderben anrichtet, ja oft Menschen das Leben kostet, mit derselben Theilnahme und derselben Zufriedenheit zu. Er hatte noch immer keinen Herrn, und nahm von Niemandem ein Lager oder Nahrung auf längere Zeit, als auf eine oder zwei Nächte hinter einander an. Auch konnten ihm die Spritzenleute keine Auskunft von dem gewöhnlichen Aufenthalte des Hundes geben.
Die obige Nachricht ist der Wahrheit streng gemäß, und die Londoner Spritzenleute werden sie Jedem bestätigen, welcher bei ihnen deshalb Erkundigung einziehen will.
Durch Vergleichung fällt erst das Hohe recht ins Auge und in dieser Absicht theilen wir hier die Höhen einiger Menschenwerke mit.
Fuß | |
Die höchste Pyramide in Ägypten, die des Cheops genannt | 449 |
Der Münster zu Straßburg | 437 |
Der St. Stephansthurm zu Wien | 424 |
Der Thurm der Liebfrauenkirche zu Antwerpen | 420 |
Die St. Peters-Kuppel zu Rom | 406 |
Der Michaelis-Thurm zu Hamburg | 400 |
Der neue Glockenthurm der Hauptkirche zu Chartres | 378 |
Der St. Petersthurm zu Hamburg | 366 |
Der Thurm der Hauptkirche zu Mecheln | 348 |
Der alte Glockenthurm der Hauptkirche zu Chartres | 342 |
Der St. Pauls-Thurm zu London | 338 |
Der Dom zu Mailand | 335 |
Der Thurm der Asinelli zu Bologna | 329 |
Die Thurmspitze des Invalidenhauses in Paris | 323 |
Das Geländer der Thürme der Hauptkirche zu Rheims | 253 |
Der Thurm St. Ouen zu Rouen | 250 |
Der obere Gipfel des Pantheon | 243 |
Das Geländer der Thürme von Notre-Dame zu Paris | 203 |
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