Seite:De Schiller Die Räuber 045.jpg

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zerfliessen, den einzigen wiederzustralen, den einzigen dir entgegen zu tönen.

Amalia bewegt. Ja wahrhaftig, ich gesteh es. Euch Barbaren zum Trutz will ichs vor aller Welt gestehen – ich lieb ihn!

Franz. Unmenschlich, grausam! Diese Liebe so zu belohnen! Die zu vergessen –

Amalia auffahrend. Was, mich vergessen?

Franz. Hattest du ihm nicht einen Ring an den Finger gesteckt? einen Diamantring zum Unterpfand deiner Treue! – Freylich nun, wie kann auch ein Jüngling den Reizen einer Meze Widerstand thun? Wer wirds ihm auch verdenken, da ihm sonst nichts mehr übrig war wegzugeben, – und bezahlte sie ihn nicht mit Wucher dafür mit ihren Liebkosungen, ihren Umarmungen?

Amalia aufgebrachs. Meinen Ring einer Meze?

Franz. Pfui, pfui! das ist schändlich. Wol aber, wenns nur das wäre! – Ein Ring, so kostbar er auch ist, ist im Grunde bey jedem Juden wieder zu haben – vielleicht mag ihm die Arbeit daran nicht gefallen haben, vielleicht hat er einen schönern dafür eingehandelt.

Amalia heftig. Aber meinen Ring – ich sage meinen Ring?

Franz. Keinen andern, Amalia – ha! solch ein Kleinod, und an meinem Finger – und von Amalia! – von hier sollt ihn der Tod nicht gerissen

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)