Seite:De Schiller Die Räuber 062.jpg

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Amalia. Merkst dus, Amalia?

D. a. Moor ermuntert sich. Wo ist er? wo? wo bin ich? du da, Amalia?

Amalia. Wie ist euch? Ihr schlieft einen erquikenden Schlummer.

D. a. Moor. Mir träumte von meinem Sohn. Warum hab ich nicht fortgeträumt? vielleicht hätt’ ich Verzeihung erhalten aus seinem Munde.

Amalia. Engel grollen nicht – er verzeiht euch. Faßt seine Hand mit Wehmuth. Vater meines Karls! ich verzeih euch.

D. a. Moor. Nein meine Tochter! diese Toden-Farbe deines Angesichts verdammet den Vater. Armes Mädgen! Ich brachte dich um die Freuden deiner Jugend – o fluche mir nicht!

Amalia küßt seine Hand mit Zärtlichkeit. Euch?

D. a. Moor. Kennst du dieses Bild, meine Tochter?

Amalia. Karls! –

D. a. Moor. So sah er, als er ins sechszehende Jahr gieng. Izt ist er anders – Oh es wütet in meinem Innern – diese Milde ist Unwillen, dieses Lächeln Verzweiflung – Nicht wahr, Amalia? Es war an seinem Geburtstage in der Jasminlaube, als du ihn maltest? – Oh meine Tochter! Eure Liebe machte mich so glücklich.

Amalia immer das Aug auf das Bild geheftet. Nein, nein! er ists nicht. Bey Gott! das ist Karl nicht

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)