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warens Wikelkinder, die ihre Lacken vergolden, eingeschnurrte Müttergen, die ihnen die Müken wehrten, ausgedörrte Ofenhoker, die keine Thüre mehr finden konnten – Patienten, die nach dem Dokter winselten, der in seinem gravitätischen Trab der Haz nachgezogen war – Was leichte Beine hatte, war ausgeflogen der Komödie nach, und nur der Bodensaz der Stadt blieb zurük, die Häusser zu hüten.

Moor. Oh der armen Gewürme! Kranke, sagst du, Greise und Kinder? –

Schufterle. Ja zum Teufel! und Kindbetterinnen darzu, und hochschwangere Weiber, die befürchteten, unterm lichten Galgen zu abortiren, junge Frauen, die besorgten sich an den Schinders-Stükchen zu versehen, und ihrem Kind in Mutterleib den Galgen auf den Buckel zu brennen – Arme Poeten, die keinen Schuh anzuziehen hatten, weil sie ihr einziges Paar in die Mache gegeben, und was das Hundsgesindel mehr ist, es lohnt sich der Mühe nicht, daß man davon redt. Wie ich von ungefehr so an einer Barake vorbeygehe hör ich drinnen ein Gezetter, ich guk hinein, und wie ichs beym Licht besehe, was wars? Ein Kind wars noch frisch und gesund, das lag auf dem Boden unterm Tisch, und der Tisch wollte eben angehen, – Armes Thiergen! sagt’ ich, du verfriest ja hier, und warfs in die Flamme –

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)