Seite:De Thalia Band3 Heft10 096.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

es vernehmen konnte, wir sollten bey unserm Leben ihm antworten, ob wir die Geburt des zweyten Prinzen ruchbar machen würden: sein Wille sey, sie zu einem Staatsgeheimniß zu machen, um dem Uebel vorzubeugen, das daraus entstehen könnte, da das Salische Gesetz für den Fall, wenn dem Könige zwey ältere Prinzen gebohren werden sollten, nichts entscheidet.“

„Die Voraussage traf ein, und die Königin kam während der Abendmahlzeit mit einem Prinzen nieder, der weit holder und schöner als sein älterer Bruder war, und durch sein unaufhörliches Aechzen und Schreyen gleichsam den Eintritt in ein Leben bereute, wo er künftig so viel Leiden zu erwarten hatte.“

Der Kanzler setzte den Vorgang dieser wunderbaren in unsrer Geschichte einzigen Geburt auf. Nachher befand S. Majestät das erste Protokol nicht für gut, verbrannte es in unsrer Gegenwart, und ließ es mehrere mahle verfertigen, bis er es nach seinem Sinne fand. Der Almosenier that zwar Gegenvorstellungen, indem er behauptete, daß die Geburt eines Prinzen nicht unterdrückt werden könne, der König aber schützte politische Ursachen vor, die ihn zu diesem Unternehmen brächten.“

„Hierauf mußten wir die Eydesformel unterzeichnen. Der Kanzler that es zuerst, auf ihn folgte der Almosenier, der Beichtvater der Königin, und dann ich. Auch der Chirurgus und die Hebamme unterschrieben.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)