Seite:De Thalia Band3 Heft10 127.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Mademoiselle erzählt, daß Marie Therese sich ganz von einer Spanischen Kammerfrau, mit Nahmen Molina habe leiten lassen; daß sie nichts gut fand als was diese zubereitet hatte: für eine andre Spaniern Philippa, habe sie viel Zärtlichkeit gehabt, diese habe man in dem Pallast ihres Vaters als ein Kind gefunden. Auch habe sie eine Zwergin, die fast so schwarz als eine Mohrin war, bey sich gehabt, die ihr sehr gefallen habe. Auf diesen bizarren Geschmack wurde nachher dieser Argwohn gegründet; dieser eigne Geschmack eine unformliche Mohrin, wie Mademoiselle sie nennt, immer vor Augen zu haben, läßt wenigstens muthmaßen, daß Maria Therese nicht delikat genug war, ihre Blicke von Gegenständen wegzuwenden, die sich eine Frau versagen sollte; daß sie diese Blicke vielleicht zu sehr auf die Neger gerichtet habe, die die Fortschritte des Seehandels anfiengen in Frankreich sehr gewöhnlich zu machen, und daß daher vielleicht die Farbe dieser Unglücklichen gekommen, die man in einem Kloster verbergen mußte.[1]


  1. Die gedruckten Memoires von St. Simon erwähnen eines Bilds dieser Mohrin. Es könnte seyn daß es dasselbe ist, daß man in dem Cabinet von St. Genouefa in Paris sieht.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_127.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)