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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

So traurig endigte die erste Collision der Menschen. So geschah der erste Mord in der Gesellschaft.


Aufgehobene Standesgleichheit.

Einige Worte der Urkunde lassen uns schließen, daß die Polygamie in jenen frühen Zeiten etwas seltnes gewesen, und also damals schon Herkommen gewesen sey, sich in Ehen einzuschränken, und mit einer Gattinn zu begnügen. Ordentliche Ehen aber scheinen schon eine gewisse Sittlichkeit und Verfeinerung anzuzeigen, die man in jenen frühen Zeiten kaum erwarten sollte. Meistens gelangen die Menschen nur durch die Folgen der Unordnung zu Einführung der Ordnung, und Gesetzlosigkeit führt gewöhnlich erst zu Gesetzen.

Diese Einführung ordentlicher Ehen scheint also nicht sowohl auf Gesetzen, als auf dem Herkommen beruht zu haben. Der erste Mensch konnte nicht anders als in der Ehe leben, und das Beispiel des ersten hatte für den zweyten schon einige Kraft des Gesetzes. Mit einem einzigen Paar hatte das Menschengeschlecht angefangen. Die Natur hatte also ihren Willen in diesem Beispiel gleichsam verkündigt.

Nimmt man also an, daß in den allerersten Zeiten das Verhältniß der Anzahl zwischen beiden Geschlechtern

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_018.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)