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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

einen großen Theil von Europa und Asia gemacht habe; davon kann ich sie unterhalten aber nicht von Staatsgeschäfften, die mir ganz fremd sind. Vielleicht[1] unterhält Sie folgendes Bruchstück aus meinen Journal – Er erzählte. –

In einen der schönsten Gegenden Asiens erhob sich ein majestätisches kühnes Gebürge, seine Oberfläche bedeckte ein prachtvoller Wald, der Kühlung und Erfrischung und Fruchtbarkeit rings herum verbreitete. Sein Abhang war vortreflich angebaut, und die Aernte belohnte jedes Jahr den Fleiß des Arbeiters. In den Schatten des Waldes verbargen sich Nachtigallen und Schäfer, und Schäfer und Nachtigallen besangen da ihre Leiden und ihre Liebe. Zahlreiche Heerden fanden da fette Weiden und der ermüdete Wanderer erquikende Ruhe.

Einst fiel es einem Alchimisten ein, denn auch da giebt es solche Leute, diesen Wald für überflüssig, ja sogar für schädlich zu halten; Er bekam Lust seine Bestandtheile im Feuer zu zerlegen. Ein Alchimist kann sich freilich eben so gut betrügen, als jedes andre Erdenkind – aber was macht das zur Sache? – Er legt Feuer an, und bald liegt der schöne Wald da in der Asche. Der große Grad von Hitze hatte einige Mineralien, die bisher verborgen in der Oberfläche gelegen, geschmolzen; man fand unter diesen ungeheuren Haufen Asche einige Stückchen Eisen, Bley, Kupfer, sogar einige Goldkörner. Das ist es, was ich suchte! rief der Schüler des großen Hermes Trismegist


  1. WS: Vorlage: Veilleicht
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)