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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Wilhelmine. Und hast du sie nie übertreten, diese leichte Bedingung?

Angelika. – Ich bin ihm ungehorsam geworden. Meine Wünsche sind über diese Mauern geflogen – Ich bereue es, aber ich kann nicht wieder umkehren.

Wilhelmine. Ehe Rosenberg in diesen Wäldern jagte, warst du noch sehr glücklich.

Angelika. Glücklich, wie eine Himmlische – aber ich kann nicht wieder umkehren.

Wilhelmine. So auf einmal hat sich alles verändert? Auch deine sonst so traute Gespielin, diese schöne Natur, ist dieselbe nicht mehr?

Angelika. Die Natur ist die nehmliche, aber mein Herz ist es nicht mehr. Ich habe Leben gekostet, kann mich mit der todten Bildsäule nicht mehr zufrieden geben. O wie jetzt alles verwandelt ist um mich herum. Er hat alle Erscheinungen um mich her bestochen. Die aufsteigende Sonne ist mir jetzt nur ein Stundenweiser seiner Ankunft, die fallende Fontaine murmelt mir seinen Namen, meine Blumen hauchen nur seinen Athem aus ihren Kelchen. – Sehen Sie mich nicht so finster an, liebe Tante – Ist es denn meine Schuld, daß

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_107.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)