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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Deine Jugend ist ihr schuldig, was mein frühzeitiges Alter ihr nicht mehr entrichten kann. Meiner Führung bedarfst du nicht mehr. Mein Amt ist geendigt. In verschlossener Werkstätte reifte die Bildsäule still unter dem Meisel des Künstlers heran; die vollendete muß von einem erhabeneren Gestelle strahlen.

Angelika. Nie nie, mein Vater, geben sie mich aus ihrer bildenden Hand.

Hutten. Einen einzigen Wunsch behielt ich noch zurücke. Zugleich mit dir wuchs er groß in meinem Herzen, mit jedem neuen Reize, der sich auf diesen Wangen verklärte, mit jeder schönern Blüthe dieses Geistes, mit jedem höhern Klang dieses Busens sprach er lauter in meinem Herzen – Dieser Wunsch, meine Tochter – reiche mir deine Hand.

Angelika. Sprechen sie ihn aus. Meine Seele eilt ihm entgegen.

Hutten. – Angelika! Du bist eines vermögenden Mannes Tochter. Dafür hält mich die Welt, aber meinen ganzen Reichthum kennt niemand. Mein Tod wird dir einen Schatz offenbaren, den deine Wohlthätigkeit nicht erschöpfen kann – – Du kannst den Unersättlichsten überraschen.

Angelika. So tief, mein Vater, lassen sie mich sinken!

Hutten. – Du bist ein schönes Mädchen Angelika. Laß deinen Vater dir gestehen, was du keinem andern

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)