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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Kraft und der Mannheit! – Das thaten die Menschen – Das ganze Geschlecht ist mein Mörder – Angelika – Begleite den Sohn meines Mörders nicht zum Altar. Laß meinen blutigen Gram nicht in ein Gauckelspiel enden. Diese Blume, gewartet von meinem Kummer, mit meinen Thränen bethaut, darf von der Freude Hand nicht gebrochen werden. Die erste Thräne, die du der Liebe weinst, vermischt dich wieder mit diesem niedern Geschlechte – die Hand, die du einem Mann am Altare reichst, schreibt meinen Nahmen an die Schandsäule der Thoren.

Angelika. Nicht weiter mein Vater. Jetzt nicht weiter. Vergönne Sie, daß ich (Sie will gehen, Hutten hält sie zurück)

Hutten. Ich bin kein harter Vater gegen dich meine Tochter. Liebt ich dich weniger, ich würde dich einem Mann in die Arme führen. Auch trag ich keinen Haß gegen die Menschen. Der thut mir Unrecht, der mich einen Menschenhasser nennt. Ich habe Ehrfurcht vor der menschlichen Natur – nur die Menschen kann ich nicht mehr lieben. Halte mich nicht für den gemeinen Thoren, der die Edeln entgelten läßt, was die Unedeln gegen ihn verbrachen. Was ich von den Unedeln litt, ist vergessen. Mein Herz blutet von den Wunden, die ihm die Beßten und Edelsten geschlagen.

Angelika. Oeffnen sie es den Beßten und Edelsten – sie werden heilenden Balsam in diese Wunden gießen. Brechen Sie dieses geheimnißvolle Schweigen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)