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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

das Montesquieu zur Triebfeder der Monarchien macht, so rein und so unverfälscht in keinem Stande zu finden, als in den untern Klassen der französischen Kriegsheere; Ihre Geschichte verewigt erhabne Beispiele nicht nur eines ächten Heldenmuths und einer republikanischen Vaterlandsliebe, sondern einer Uneigennützigkeit, welche sich häufig mit der Ehre begnügt, Belohnungen verdient zu haben, und sie anzunehmen erröthet, weil Belohnung den Werth einer rühmlichen Handlung verringern würde. Manche große Züge dieser Art bleiben zuweilen begraben in ehrenvoller Dunkelheit, weil wahre Tugend am stolzesten ist auf innern Beifall, welchen fremdes Zujauchzen vielleicht übertäuben würde. Für solche Menschen waren Streiche mit der Säbelfläche, dreifach schimpflich in einem Lande, wie Frankreich, wo die Delikatesse des point d'honneur richtigern Begriffen seit Jahrhunderten widerstanden hat, keine angemeßne Strafe, und eine bittre Empfindlichkeit bereitete die Rolle vor, die sie als Bürger des Staats ohnehin zu spielen berechtigt waren.

Wenn ehmals in einer Nation Unterdrückung jene Stufe erreicht hatte, wo die aufgebrachte Menge im Uebermaaß des Elends ihre Stärke findet, und durch Verzweiflung, zum Widerstand vereinigt, allen Gefahren trotzt, so war des blutigen Schauspiels letzter Auftritt immer der, daß der Tyrann zu Boden stürzte: Oft sogar war sein Untergang nicht einmal

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)