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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

schönen Geschlecht wohlbedächtig verschwiegen; aber ihn traf endlich das Verhängniß mancher Helden und Eroberer, weiter zu kommen, als er selbst wollte. Jetzt sollte Hymen das Unheil wieder gut machen, das die Liebe gestiftet hatte; das Gewissen des Barons setzte sich über eine leichte militairische Heirath hinweg, und Fräulein von X. wurde würklich mit ihm getraut. Kurz darauf geschah zwischen den feindlichen Mächten eine Auswechselung, bei welcher der Baron seiner Gefangenschaft losgesprochen wurde. Er und seine neue Gemahlin beschäfftigten sich nun gemeinschaftlich mit Vorbereitungen zur weiten Reise nach seinem Vaterlande; er fand aber für gut heimlich vorauszugehen, und hinterließ seiner Frau nur ein zärtliches Abschieds-Billet, worin er mit vielen höflichen Umschweifen sie gewissermaßen und so weit es thunlich war, von Umständen unterrichtete, welche diese unglückliche, ewige Trennung veranlaßten, und ihr zugleich freundschaftliche Verhaltungsregeln gab, wie sie noch die beste Miene zu diesem bösen Spiele zu machen hätte.

Es entkam er aus seinen beiden Gefangenschaften und traf glücklich zu Wien ein, wo er sich mit leichtem Muth den lang entbehrten Zerstreuungen und Freuden überließ. Eine kleine Störung gab ihm zwar die unvermuthete Ankunft seiner ersten Gemahlin, welche mit der Beharrlichkeit der Liebe die kleinen, von ihm selbst geflissentlich ihrer Ungeduld in den Weg gelegten Hindernisse besiegte, und dem armen gemißhandelten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)