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Ich und der Stabsrittmeister a. D. und Gutsbesitzer Dokukin, bei dem ich im Frühjahr zu Besuch war, saßen eines schönen Morgens in Großvatersesseln und blickten träge zum Fenster hinaus. Die Langeweile war ganz fürchterlich.

„Pfui Teufel!“ schimpfte Dokukin. „So langweilig ist es, daß ich mich selbst über den Besuch eines Gerichtsvollziehers freuen würde!“

– Soll man sich am Ende wieder schlafen legen? – fragte ich mich.

Und wir dachten über die Langeweile lange nach, so lange, bis wir durch die schon lange nicht gewaschenen, in allen Farben des Regenbogens schillernden Fenster eine kleine Veränderung im Kreislaufe der Welt gewahrten: der Hahn, der vor dem Tore auf einem Haufen vorjährigen Laubes gestanden und bald den einen, bald den anderen Fuß gehoben hatte (er wollte nämlich beide Füße zugleich heben), fuhr plötzlich zusammen und rannte, wie von einer Schlange gebissen, vom Tore weg.

„Jemand kommt gegangen oder gefahren…“ versetzte Dokukin lächelnd. „Wenn uns der Teufel wenigstens Gäste bringen wollte… Das wäre immerhin lustiger…“

Der Hahn hatte uns nicht getäuscht. Im Tore zeigte sich zuerst ein Pferdekopf unter grünem Krummholz, dann das ganze Pferd und schließlich ein dunkler, schwerer Wagen mit unförmlichen Flügeln, die an die Flügel eines zum Auffliegen bereiten Käfers erinnerten. Der Wagen kam in den

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. München: Musarion, 1920, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/053&oldid=- (Version vom 31.7.2018)