hab’ ich’s am ersten Tag gemerkt, daß du Hündinnenblut im Leibe hast!“
„Pfui!“ sagte Raissa verwundert und schlug ein Kreuz. „Willst du wohl ein Kreuz schlagen, Trottel!“
„Hexe bleibt Hexe,“ fuhr Ssawelij mit dumpfer, schluchzender Stimme fort und schnäuzte sich hastig in einen Hemdzipfel. „Wenn du auch meine Frau bist, wenn du auch geistlichen Standes bist, ich sag’ es dir ins Gesicht, was du für eine bist… Du lieber Gott! Sieh darein, Herr im Himmel, und erbarme dich meiner. Voriges Jahr am Tage des Propheten Daniel war ein Unwetter und – nicht wahr? Der Werkmeister kam, sich zu erwärmen. Und dann am Tage des heiligen Alexius, des Mannes Gottes, fing der Eisgang an, und der Böse brachte den Unteroffizier her… Die ganze Nacht hat der Verfluchte mit dir geschwätzt, und wie er am Morgen herauskam und ich ihn anguckte, da hatte er Ringe unter den Augen und ganz hohle Backen! He? Um Ostern gab es zwei Gewitter, und beide Male kam der Jäger zum Uebernachten her. Ich hab’ alles gesehen, hol’ ihn die Pest! Alles! Oh, du bist rot geworden, wie ein Krebs! Aha!“
„Nichts hast du gesehen…“
„Na ja! Und diesen Winter, vor Weihnachten, am Tage der zehn Märtyrer auf Kreta, als das Unwetter Tag und Nacht anhielt… weißt du noch? – verirrte sich der Schreiber des Adelsmarschalls und kam hierher, der Hund… Und du hast dir noch was eingebildet! Pfui, auf einen Schreiber! Das verlohnte sich, seinetwegen das himmlische Wetter aufzurühren! Der Teufel, die Rotznase, so hoch von der Erde, die ganze Fresse voll Finnen, und mit so einem schiefen Hals…
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/083&oldid=- (Version vom 31.7.2018)