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und hier wohnte, da kam allerlei Volk zu ihm, um sich vom Zitterkrampf kurieren zu lassen: Leute aus dem Dorf und den Vorwerken und Armenier aus ihrem Lager. Denk’ mal, jeden Tag kamen Leute, und keiner hat sie für Teufel angeredet. Aber wenn jetzt alle Jahre einmal beim Unwetter einer kommt, sich zu wärmen, denkst du dir schon gleich allerlei in deinem dummen Kopf.“

Die Logik seiner Frau machte Eindruck auf Ssawelij. Er spreizte die nackten Beine, senkte den Kopf und dachte nach. Er war von seinen Vermutungen noch nicht fest überzeugt, und der offene, gleichmütige Ton der Küsterin hatte ihn ganz aus dem Konzept gebracht, aber nichtsdestoweniger schüttelte er nach einigem Nachdenken den Kopf und sagte:

„Es sind ja keine alten, krummbeinigen Männer, die hier übernachten wollen; nur junge Kerle… Warum das? Und wenn sie sich nur wärmen wollten! Aber sie machen dem Teufel ein Vergnügen. Nein, du Luder, listiger als ihr Weibervolk ist kein Geschöpf auf dieser Welt! Wirklichen Verstand – du lieber Gott! – habt ihr weniger wie ein Star, aber dafür teuflische List – oh, oh, oh! – hilf mir, heilige Mutter Gottes! Hörst du? Da läutet die Post! Das Unwetter hatte kaum angefangen, da wußte ich schon alle deine Gedanken! Behext hast du sie, du Spinne!“

„Warum läßt du mich nicht in Ruhe, du Verfluchter?“ Die Küsterin verlor die Geduld. „Warum klebst du an mir wie ein Stück Pech?“

„Nein, ich laß dich nicht in Ruhe, und wenn heute noch, Gott soll uns bewahren, was passiert… paß mal auf! … Wenn was passiert, dann geh’ ich morgen ganz früh nach Djakowo zu Hochwürden Vater Nikodemus und sag’ ihm alles. ‚So und so,‘ sag’ ich, ‚Hochwürden, verzeihen Sie mir

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/085&oldid=- (Version vom 31.7.2018)