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etwas beweisen, die Mütze auf, nahm das Gewehr und ging aus dem Hause.

Als er fort war, lag Olga Iwanowna lange auf dem Bette und weinte. Zuerst dachte sie sich, daß es gut wäre, Gift zu nehmen, damit Rjabowskij sie schon als Leiche antreffe; dann dachte sie aber wieder an ihren Salon, an das Arbeitszimmer ihres Mannes und stellte sich vor, wie sie unbeweglich an Dymows Seite sitzt und die physische Ruhe und Reinheit genießt und wie sie am gleichen Abend in der Oper den Masini hört. Vor Sehnsucht nach der Kultur, nach dem Lärm der Stadt und den Berühmtheiten krampfte sich ihr Herz zusammen. Die Bäuerin trat in die Stube und heizte den Herd ein, um das Mittagessen zu kochen. Die Luft füllte sich mit Ofendunst und wurde blau vor Rauch. Später kamen die Maler in schmutzigen Schaftstiefeln, die Gesichter naß vom Regen; sie sahen sich die Skizzen und Studien an und sagten sich zum Troste, daß die Wolga auch bei schlechtem Wetter ihre Reize habe. An der Wand tickte eine billige Uhr… Die erfrorenen Fliegen drängten sich in der Ecke bei den Heiligenbildern und summten, und man hörte, wie sich in den dicken Skizzenmappen unter den Bänken die Schwaben regten…

Rjabowskij kam heim, als die Sonne unterging. Er warf seine Mütze auf den Tisch, ließ sich blaß und müde, mit schmutzigen Stiefeln auf die Bank sinken und schloß die Augen.

„Ich bin müde…“ sagte er und bewegte die Brauen, um die Lider zu heben.

Um ihm zu zeigen, daß sie ihm nicht zürne und ihm wieder gut sei, kam Olga Iwanowna auf ihn zu, küßte ihn

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)