wenn sie in einem indischen Weimar herumspaziere. Ringsum hier alles ebenso still, einsam und verschlafen wie dort. Der Waffen- und Festsaal beschäftigte ihre Phantasie. In der Moschee mußten sie sich ihrer Schuhe entledigen und in ihren vom Aufseher übergestülpten Bambuschen herumschlürfen. Der Park aber in seiner phantastischen Tropenfülle, mit seinen Schauern südlicher Blüten, erregte ihre Sinne bis aufs äußerste. Nie, schien es ihr, hatte sie noch solch leidenschaftlich üppiges Wachsen und Verschlingen gesehen. Es war ihr, als wollten sich alle Zweige verflechten und inbrünstig umklammern. Es war wie ein Liebessinnenrausch durch den ganzen, tiefverwucherten Park. Wie im Traum wanderte sie an Boris’ Seite. Der Gärtner, sein braunes Baby auf dem Arm, wanderte mit ihnen, um ihnen alle verborgenen und tiefbemoosten Wasserkünste zu zeigen. Eine Atmosphäre von Wollust hauchte aus den Büschen.
Wie viel leichter war es doch in Europa, kühl und vernünftig zu bleiben, als hier unter indischer Sonne. Oder vielmehr der Sonne der „strayed
Hermione von Preuschen: Yoshiwara., Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Yoshiwara_Preuschen_Hermione_von.djvu/060&oldid=- (Version vom 17.8.2016)