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auch ain besonder königreich angericht, daher nachmals dieselbig landtschaft Bosphorus cimbricus genannt worden, und auß anziehung Strabonis, so hat auch der arm des mers sambt dem gepürg daselbst den namen von inen empfangen.

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Und wiewol sie solche lender gewaltigclichen ain [2] guote zeit ingehabt dergestalt das sie auch Joniam, Rhodum und andere insulen und provinzen oftermals beraubt und verderbt, nochdann sein sie zu letst von den Schytis gar darauß vertriben und verjagt worden; also haben sie den Bosphorum,

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den sie vil jar geruwigclich besessen und ingehabt, verlassen und sich in Asiam begeben müeßen. Dieweil sie aber allenthalben großen schaden thätten, die lender blinderten und beraubten, warden sie bei sibenzig jaren, nachdem sie vormals von den Schytis vertriben, von könig Halliate auß

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Lidia geschlagen und auß ganzem Asia auch widerumb verjagt[1]. Dises ist die erst histori der Cimberer, so mit hörs craft in Asiam zogen und darauß widerumben vertriben worden. Was sie aber volgends gehandelt, biß ungevärlich auf ain hundert und zwainzig jar vor Christi unsers herren gepurt,

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ist von länge wegen der zeit, auch das sie vor gemelten jarn den Römern unbekant, villeucht verloren oder aber unverzaichnet, in ain vergess komen, und ist zu vermuoten, das sie in ir vatterlandt, den cimbrischen Chersonesum, darauß sie dann vormals in ainer aufruor, wie obgehört,

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verjagt worden, wider komen seien oder zum wenigsten ain landtschaft, nit weit davon gelegen, darinen sie sich nidergelassen, eingenomen haben. Aber ungevärlich sechshundert und dreißig jar nach erbawung der statt Rom, und vor der gepurt Christi unsers

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seligmachers hundert zwainzig und zwai jar, hat sich begeben, das das teutsch meer außgeloffen[2] und das bemelt landt der Cimberer mit wasser bedeckt, also das kain trost oder hoffnung des wassers abfallung mehr gewesen, zudem das iezund alles, so in gedachtem landt von gebew und

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veldern, verderbt und verwüestet, derhalben sie mit weib und künden sich erhebt und von varender haab, was sie erfüeren und ertragen mögen, mit sich genomen und die Boios, so den hercinianischen Schwarzwald derzeit inegehabt, gewaltigelichen überzogen, von welchen sie aber geschlagen;



  1. vgl. Strabo VII, 2.
  2. vgl. Strabo VII, 2; Mommsen; Römische Geschichte II, 174.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_002.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)