Seite:De Zimmerische Chronik 1 007.jpg

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sollichs befunden wurt. Es sagt Cornelius Tacitus[1], welcher bei hundert und achtzig jaren nach der Cimberer niderlag gelept, das die edlen auß Teutschland bei seiner zeit in brauch gehabt, ire schilt mit den aller edlesten und bösten farben

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malen zu lassen; haben dieselbigen nachmals mit sich in die schlachten genomen; darauß wol abzunemen, das sie ire wappen auf ire schilt oder tartschen zu ainem underschaid und dem kriegsvolk zu ainer bösseren erkanntnus gemalet haben, wiewol Tacitus solchs als ain Römer, der

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disen teutschen brauch nit verstanden, auch villeucht nit geachtet oder sonst nichs darauf gehalten, dergestalt nit anzeucht.

*[2] [1355] Über etlich hundert jar hernach hat der adel ire wappen an den schilten gemalt und öffentlich gefüert;

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das gibt nachgeende historia warhaftigclichen zu erkennen. Es ist vor vil jaren ain mechtig geschlecht zu Menz seßhaft gewesen, genannt die zum Jungen[3]; die haben schilt und helm gleich gefiert wie die grafen von Neufen, nemlich drei weiße jägerhorn in ainem roten feldt. Uf ain zeit ist ain

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krieg in deutschen landen entstanden und ist uf der ainen parthei ain graf von Neufen, uf der andern ainer vom Jungen gewesen. Nun hat ain ieder sein wappen offentlich am schilt, wie dozumal der sitt, gefüert, damit, wer wol oder übel sich hilte, erkennt wurde. Begab sich in ainer schlacht,

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das der graf von Neufen und der vom Jungen gewesen; [uf ainander][4] stießen. Wie der graf sein wappen bei dem widerthail [1356] ersicht, gedenkt er, es seye seiner vettern ainer, derhalben verlasst er in und setzt an ain andern. Hernach aber, als er erfuere, das es ainer vom Jungen von

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Menz und kain graf seins geschlechts, war er übel zufriden, wellt auch lenger nit gedulden oder zusehen, das ain wenigerer seins stands ein gleichförmiges wappen füeren oder sich des geprauchen sollt. Als den vom Jungen sollichs anlangte, ließ er den grafen berichten, das er und seine

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voreltern zum Jungen solch wappen lenger gefüert und hergebracht hetten, dann der grafen von Neufen geschlecht



  1. Germania 6: »lectissimis coloribus distinguunt.«
  2. die stellen mit * am anfange und ende sind in den text eingefügte nachträge, welche die hs. B von s. 1182 bis s. 1557 (schluß) enthält.
  3. s. Joannis, Rerum Moguntiacarum II, 767; 873.
  4. so dürfte die lücke in der handschrift ergänzt werden.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_007.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)