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ußer der Ortnow, genannt herr Petter Diemringer von Staufenberg, vor vilen jaren ain solche merfainen zu weib überkomen, wiewol sie ime kain kindt geboren. Der ritter, herr Petter, hat von jugendt uf den höfen nachgewandlet,

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er ist zum hailigen grab zu ritter geschlagen worden, hernach hat er in Ungern und Preußen, dergleichen in Engellandt und Frankreich, auch in teutschen und welschen landen die ritterschaft gesucht und sich allenthalben also erwisen, das sein lob und preis für andere ritter derzeit weit

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erschollen und übertroffen. Uf ain zeit ist er nach langem wider haim geen Staufenberg zu baiden seinen brüedern kommen, und unlangs do gewest, ist er an aim pfingstag mit ainem vertrawten diener in ain dorf unter dem schloß, genannt Nußbach, zur kirchen geritten. Underwegen findt

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er ain schöne frawen, dergleichen er seins erachtens nie gesehen haben vermaint. Er sprücht ir zu; sie erzellt im, welcher gestalt sie im in ferren landen in nöten, gleichwol seinethalben unbewist, beigestanden, in aller gefahr darvon geholfen; kompt dahin nach vilen reden und zusprechen,

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das sie im bewilliget, zu allen zeiten er allain ir beger, sie bei im sein, auch ehren und guets biß an jungsten tag genug zubringen und fertigen welle, iedoch mit der beschaidenhait, das er ir verhaiß, sein leben lang [1346] kain eheweib zu nemen; dann wa das beschehen, werde er am

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dritten tag darnach one alles felen sterben müeßen, bei dem warzaichen, das sie uf den hochzeittag in beisein menigclichs ain bloßen fueß und schenkel biß an das knie sichtbarlichen erzaigen werd. Der ritter, der ain sonder wolgefallens ab solcher schönen creatur, verhaist ir nach allem

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irem begern, darauf sie auch im vilmals, zu aller zeit er ir begern was, beiwonung thuet, gibt im auch gelt und guet so vil, das er mit verwundern menigclichs ein so großen stat über sein und seiner gebrüeder vermegen füeren kont. Das weret nun so lang, das ain großer hof geen Frankfuert

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an Main wardt ußgeschriben, und wardt auch aldo ein römischer künig erwelt. Dieweil aber dieser herr Petter Diemringer sich so ritterlichen mit allen ritterspillen zu Frankfurt erwisen, auch die dänk alle vor allen andern erworben,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_029.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)