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[34] [A20a] Demnach aber ain so große menig von fürsten, graven, freien, herrn und vom adl nit allain aus deutschen, sonder aus Frankreich, Italia, nidern und andern frömbden landen, dergleichen vorhin in deutscher nation

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ainsmals nie erhört oder ersehen, so gehorsamlichen erschinen, auch so erlichen und ritterlichen an dem hailigen reich gemainer deutscher nation und ainer ganzen christenhait wider die Hunos gehandlet, bedacht der hochloblich kaiser ain tropheum oder ewige gedechtnus solcher victoria aufzurichten.

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Seitmals aber der turner derzeit in allen teütschen landen frembd und ganz unbekannt, allain in Gallia und der größern Britania von dem adel vormals gepraucht, nam Ir Majestat für, ain solichs eerlichs und dapfers ritterspil auch in dem reich teutscher nation zu fürdern und anzurichten, darin ain

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ieder rittermeßiger nach adelichen eeren, was standts der wer, vor andern so strafbar erkant werden möcht[1], und nicht darumb, damit der jung adl so vil thätiger, fraidiger und geschickter wurdt gegen denen feinden zu handlen, oder aber denen frawen und junkfrawen kurzweil und freide zu

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machen, aus welchen ursachen dann die obgemelte lender des turners sich underzogen heten. Derohalben bevalch er denen vier obersten hauptleuten des reichs, den turner, auch die ordnung und statuta desselben zu beratschlagen. Dise erwelten zu sich vier turniervögt, nemlichen herrn Meinolphen

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freiherrn von Erdtpach, herrn Carlen freiherrn von Hohenhewen, herrn Jörgen von Wolfartshausen und herrn Ernsten von Grumbach, ritter, setzten darauf zwölf artigkl, also welcher hinfüro diser zwölf artigkl ainen oder mer [A20b] nach gehaltnem turner verachtet oder verprech, das dann derselb

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in offnem turner vor allermenigclichem geschmecht, geschlagen und mit im umb das pferdt turniert, er auch selbst auf die schranken gesetzt werden solt, bei peen und verlurst seines adelichen namens, schilts und helms. Also ward der turner beschlossen und der erst geen Maidenburg auf den werdt

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den zwölften Januarii des jars nach Christi gepurt neunhundert achtunddreißige gelegt. Man findt, das der hochloblich kaiser Hainrich[2] sampt baiden seinen sönen, herzog Othen


  1. möcht] dieser satz scheint mangelhaft zu sein.
  2. kaiser Hainrich] starb schon im jahre 936, kann also keinem turier im jahre 938 angewohnt haben. Über Rixners erdichtungen s. oben zu 16, 5, und Ruckgaber, Geschichte der Grafen von Zimmern s. 29, anmerk.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_054.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)