Seite:De Zimmerische Chronik 1 060.jpg

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daher von altem ain sag uf unser zeit kommen, es haben sich die von Podmen derzeit an s. Othmarn also verschuldt und versündigt, das ain fluch uf sie und ire nachkomen erwachsen; dann der merer tail alle im geschlecht schadhafte

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schenkel und füeß haben, welcher gebresten sich gleichwol bei unsern zeiten bei etlichen des geschlechts war sein befunden. Ob es aber der ursach halb, wie iez gemelt, beschehe, das mag sein oder nit, der waists am basten, dem nichs verborgen oder unbewist. Bemelte herrn[1] von Bodmen

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haben umb dise zeit und kurzlich nach s. Otmars todt, ain große ehr am Bodensee erlangt, dergleichen im landt zu Schwaben[2], dem sie in ungerischen kriegen, als die selbigen sampt andern ungleubigen völkern gar nahe ganz deutsche nation überzogen und durchstreift, die stat Costanz und ain

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großen tail des Bodensees vor überfall und verderpnus verhüet haben. Welcher gestalt aber sollichs beschehen, das ist aber von unsern unfleißigen, liederlichen vorfaren nit verzaichnet worden, aber wol zu gedenken, sie haben die feindt zu wasser und zu landt angriffen, inen allen abbruch

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gethon und damit ein solliche herrliche victoriam erlangt. Daher dann von selbiger zeit an der geprauch und ain sonderliche freihait bei denen von Bodmen, das sie järlich zu ainer besondern zeit im jar, so der gangfischfach am bösten, in ainem jagschiff von Bodmen aubents außfaren,

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den see biß geen Costanz nach irem gefalln durchstraifen mit großem jubel und geschrai »Huno, Huno,« zu ewiger gedechtnus des sigs. Alsdann so flühen alle vischer vom see und last sich niemands sehen oder von inen ergreifen; dann so das bescheh, were inen derselbig mit leib und guet

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verfallen, oder es mochten in die von Bodmen nach irem gefallen strafen. Was visch sie underwegen ankomen in laidtschiffen oder anderm, das megen sie alles mit inen hinweg nemen. Sie faren mit aim sollichen triumph biß geen Costanz zu der Reinbrucken; da hat es dann andere

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ceremonien und gebreuch, wie die hernach in diser historia an gepürlich ort mit allem bericht gründtlichen vermeldet werden. Und dise freihait inen von allen römischen kaisern zu lehen verlihen, und ist ain große herrligkait, dergleichen in unserm bezürk nit leuchtlichen befunden wurt. Zu was


  1. Bemelte herrn] bis anzaigen [61, 4] abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 54—55.
  2. Schwaben] hs. schwagen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_060.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)