Seite:De Zimmerische Chronik 1 320.jpg

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thet er den eltesten under den jungen herrn, seinen enkln, so bald er ain wenig erwachsen, zu grave Ulrichen von Wirtemberg, der ain son was grave Eberharts von Würtembergs, bei dem iezgedachter herr Johanns von Zimbern also

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angesehen, das er im verpfendt, was er wolt, und es widerumb lost, wann er solchs begert. Noch waren der jungen geschwistergit fünf, herr Gotfrid, herr Conradt und drei[1] fröle; denen hielt er ain edle frawen, war aine vom hof, die was ir zuchtmaisterin und erzoch dise fröle zu

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Mösskirch bis nach seinem tod. Herr Conradt wardt achtzehen jhar alt und dermaßen durftig, das man [172] in alle die zeit seins lebens mit heben und legen, essen und trinken und aller anderer wartung halten must, wie ain jungs künd. Er kund nit steen, nit reden, noch gar nichts bedeuten, und

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was doch von leib und gestalt so schön, das man kaum achtet, von angesicht, von har oder von allen seinen glidern, im iemandts het megen vergleichen. Er starb im jhar 14 . . und ward zu Mösskirch begraben. Er ist sein lebenlang nit mehr dann ainmal, als deren mägt aine, so auf in warten

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haben sollen, ain furz unferr von im gelassen, lachen gesehen worden. * [1533] Bei unsern lebzeiten hat der curfürst zu Menz ain kuchenmaister zu Erdfort gehapt im hof, genant Friderich Kuch; derselbig Friderich het ain döchterlin, genannt

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Elsbeth, die het von jugendt kain wort nühe reden künden, also das die eltern besorgt, sie wurde ain stumin bleiben. Das ist also bestanden biß in das sibent jar; do het man ain lebendigen lewen gen Erdfort gepracht. Wie man nur pfligt, das menigclichen zulauft, do ain seltzams thier oder

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sonst was ungewonnlichs uf der ban, das beschach aldo auch. Diser kuchenmaister gieng mit seiner hausfrawen, auch dem andern gesindt, uf den markt und namen ir stumendt sibenjärigs döchterlin auch mit. Wie bald aber das döchterlin den lewen ersicht, wiewol es sein lebenlang

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kain wort nie het geret, so facht es doch in ainem schrecken gleich mit verstentlicher stimm an zu reden, sprechend: »Ho fatterle, ain großer aff«, und hernach hat sie deglichs


  1. und drei] in A fehlen die blätter 127 bis 132, d. i. eine vollständige lage, welche vom buchbinder an das ende der handschrift verbunden war, wie noch ein, jedoch unvollständiges blatt, wohl bl. 131, zeigt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_320.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)