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Margrafen-Baden gelegen im bad, do er dann vil wunders und seltzame abenteuren getriben, darvon noch bei unser vetter zeiten vil ist geret worden. Under ander hat er ain groß banket gehalten, darzu er den margrafen, sein schwager,

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mit dem frawenzimmer, auch mertails badgest geladen. Es hat sich aber menigclich verwundert, das er sovil gest berueft und nichts bim würt hat lassen kochen oder zuristen. Wie nur die stund erschinen, da sein die gest komen, gleichwol die tisch ußer seim befelch zuvor ganz stattlich sein

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bedeckt und mit aller [1456] beraitschaft zugericht gewesen. Unversehenlich hat er seine diener in etlich gemach beschaidt, die er vorhin verspert gehapt; darauß haben sie ain große anzal silberner blaten mit den kostlichsten speisen von allerhand sorten getragen und damit die zugerichten dafflen

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besetzt[1]. Uf allen blaten aber hat man des königs von Frankreichs wappen gestochen gefunden. Also haben sie wol mit den trachten gelept, und ist menigclich frölich gewest, hat niemands weiter gefragt, woher iren würt mit dem essen kam. Und hernach hat man erfaren, das eben desselbigen

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tags könig Carle von Frankreich ain banket gehalten, aber er und seine gest aller deren drachten, die zu Margrafenbad sein ufgesetzt worden, entraten müeßen. On zweifel, da dem könig schon die silber hernach wider zukommen, hat es in doch nit wenig verschmacht, und ist möglich, als

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hernach bemelter herr von Liechtenberg durch die Franzosen gefangen und hoch ranzonet worden, das dise that dessen nit ain klaine ursach seie gewesen. Bei anderthalb hundert jaren ongefärlich darvor, nemlich anno 1246[2], als könig Wilhalm zu römischen künig ward

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erwellet und zu Ach gekrönt, hielt er darnach zu Cöln ain großen hof, darbei fil fürsten, gaistlichs und weltlichs stands. Under ander bracht, der alda erwisen, war das fürnem und berüempt banket, das mit sondern künsten Alberti Magni zugericht ward, nemlich in ainem schenen lustgarten, darein

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die beum usschluegen, laub und gras wiechs und ganz warm und sommerlich war, unangesehen das es domals winters zeit und allenthalben sonst ain großer schnee lag; darum


  1. dafflen besetzt] ein ähnliches zauberstück wird von Faust erzählt; s. Düntzer in Scheible's Kloster VI, 141.
  2. 1246] in diesem jahre war Wilhelm noch nicht römischer könig; nach Meerman, Geschichte des Grafen Wilhelm von Holland I, 299 ff. war dieses banket im jahre 1249; nach Sighart, Albertus Magnus s. 46 ff., lehrte dieser im jahre 1246 in Paris; s. ebend. s. 68 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_469.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)