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lebt. Von ir hat herr Adrian etliche künder bekommen, die zugleich wie iren vatter ain hochen und hochmüetigen gaist gehabt. Sie haben mehrthails wol gestudiert und sich weit genug herfür gethonn. Sein eltester sone, Michael, ist

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gaistlich und doctor theologiae worden; hat sich also underdienstbar anfangclichs gemacht, das er suffraganeus bischof Otton, des cardinals zu Augspurg vil jhar gewesen. Ich hab in mehrmals vor kaiser Ferdinando zu S. Cathrinen zu Augspurg, dohin do bemelter kaiser zu kirchen gewon war

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zu geen, hören predigen und, nachdem er treffenlichen wol beredt, das er die officia und gepürlichkait der hohen potentatten und irer [1] underhonnen wol herfür striche; aber sein wunderhochen gaist und affectum kunt er nit verbergen, dardurch dann mancherlai reden (wie dann die judicia und

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urthel der mentschen ungleich) entstanden. Aber, das ich uf mein vorige rede wider kom, der guet hirt hat im mit solcher red oder anzaig ain solche feindtschaft und großen widerwillen gemacht, das in weder der Hanns Gremlich, oder auch der pfaff Adrian (waverr er

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lenger het leben sollen) ufgesetzt hetten, dann der pfaff hat hernach offenlich wider den todten geprediget; so hat im der edelman getrawet. Aber es gerüethe ain andern wege, dann der guet hiert, an dem sein krankhait und blöde zugenommen, starb an dem dritten tag hernach und wardt

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von Igelswis geen Mösskirch gefüert und daselbs begraben. Damit het es dozumal ain ort und blib also ansteen, das weder der edelman, oder auch der pfaff, ußerhalb uf der canzel, sich hinfüro dessen angenomen. Hernach über etlich und zwainzig jhar, anno domini

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1533, hat sich wider begeben, das ain halb gewachsnes mädle zu Ünzkoffen, dem dorf gewonet; desselbigen schwester hat dem Hannsen Gremlichen etliche jhar gedient, aber zu kainer bezallung nihe kommen künden, wie dann merthails Grem[398]lich sollichen brauch an inen biß anhero gehabt

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und sonderlichen domit berüempt werden. Solchs mädlin ist auf ain zeit verzuckt worden und zu Ünzhoffen in solcher extasi [2] uf zwen tag gelegen. Als das wider zu im selbs kommen, hat es von verborgnen und haimlichen sachen, die sonst weit über sein verstandt gewesen, geredt, darbei

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vil leuten die warhait gesagt, gleichwol wenig danks damit


  1. irer] hs. iren.
  2. extasi] hs. extosi.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_152.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)