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Ich kan[1] auch sonderlichen nit umbgehn, die zu vermelden, die vermag des gar uralten buchs mit iren namen sein ufgeschriben worden und die gedechtnus bei iren gedichten, der lieder, den nachkommen haben bekannt gemacht, als

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namlich: Herr Herman von Labern, ain Bayr, und herr Wolfram von Eschenbach, baid freiherren, graf Petter von Arburg, herr Reinhart von Brennenberg und her Hainrich von Morungen, baid ritter, herr Conrad freiherr von Bickenbach, und dann nachfolgende vom adel: Walther von

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Gachnang, der von Pawenberg, der von Sonneck und dann der schenk von Landegk; item maister Frawenlob, maister Volzan, m. Conrad von Würzburg, m. Klingsor und m. Süßkind von Trimberg; dessgleichen der Marner, der Müetinger, der Öttinger, der Ellentreich, der Wild von Veldkürch, der

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Rupft-den-mann und dann ain Schweizer, genannt der Haine Zolki, der war ain großer Dolki. Auch het derzeit bischof Niclas von Costanz ain secretari gehapt, herr Hainrich[2], der ist gleichfals mit den deutschen lieder und gerüempten gedichten umbgangen, zu vermuten, sie haben dozumal nit

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größer oder mer gescheft gehapt, sonder nur de faire bon temps. * [1500] Also auch ist herr Wolfram, ain freiherr von Eschenbach, der eltesten deutschen poeten ainer gewest in unser landen, darvon wir wissen, dann was hievor

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desshalben geschriben, davon haben wir kain grundt. Derselbig herr Wolfram hat bei seinen zeiten mertails der tavelrundt ritterbücher uß französischer, pikardischer sprach transferirt und in[3] deutsche reimen gestellt, in welchen bücher unserer altforder hoffsprach und ander ornatus[4] der zungen,

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wie das alles zu derselbigen zeit sein hat kinden, darum haben ime die nachkomen ain kurzen spruch, als ob es sein epitafium het sein sollen, gemacht, also lautend:

»Herr Wolfram von Eschenbach,
Laien mundt[5] nihe baß gesprach.[6]*
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Wann diser herr Wolfram gelept, mag man gründtlichen


  1. Ich kan] bis bon temps [z. 20] s. Hagen, Minnesinger IV, 883.
  2. Hainrich] vgl. Hagen, Minnesinger IV, 237, 463 und 760.
  3. und in] hs. und ein.
  4. ornatus] hs. ernatus.
  5. mundt] hs. mudt.
  6. gesprach] im Wigalois des Wirnt von Gravenberg (1847) heißt es v. 6344—46:
    »Ein wise man von Eschenbach
    sin herze ist ganzes sinnes dach:
    leien munt nie baz gesprach.«
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_194.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)