Seite:De Zimmerische Chronik 2 295.jpg

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sie etlich wundt und bresthafte leut verbünden und arzneien. Nun war es ain druckner sommer und das an vilen orten die bronnen ersiggen und großer mangel an wasser entstande. Wie sie geen Kraienhainstetten kommen, luedt sie

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der pfarrer daselbs, herr Melchior Leichtenhendle, von dem auch andern [orten][1] gemeldt würt. Als sie aber wider von dannen scheiden, wolt Paule sein ross drenken. Das war aber verbotten und dorft keiner alda bei peen fünf schilling wasser schepfen, sonder die pauren hetten die ordnung

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under inen selbs gemacht, das iedes tags morgens und aubends aim ieden inwonner das wasser nach der gepür ward außgethailt, nach dem ain ieder ain prauch hett, es were gleich vich oder leut. Wie nun Paule seim ross wasser will schepfen, würt im das vom amptman, hieß der . . .

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Gertenstil, war ain böser, fraidiger baur, an fünf schilling verbotten. Sprücht Paule: »Och und pfuch! ich hab etlich hundert gülden mein tag umb wein geben, mein ross mueß mir izmals die fünf schilling auch verdrinken«, und [460] hiemit erlegt er den pauren das pottgelt, schepft seim ross

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wasser und ließ es gleich gnug drinken. Er het under andern kündern ain gewachsne dochter, genannt Els, die war ain guete nothelfere und thette dem reich vil dienst. Das markt der vatter wol; wie konte er aber stettigs bei ir sein oder uf sie warten? Uf ain zeit war aber ain guete

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gesellschaft bei im; indess dritt die dochter zu inen hinein und hat ain hipsch krenzle uf. Dess konte Paule sein schimpfen nit lassen, sprücht: »Och, pfuch! secht, mein Elsa tregt das krenzle und ist ain junkfraw, wie Costenzer freitag, sie pletzt gern und fragt mich nit darumb.« Er wolt aber sagen,

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»wie Costenzer kirchweihe ain feirtag«, dann die selbig kirchweihe würt järlichs gehalten uf freitag unser lieben Frawen gepurttag im herbst. Es muest ain ganze gesellschaft seiner schimpfbossen lachen.


Von etlichen lecherlichen schimpfbossen, die sich mit
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dem alten Gabriel Magenbuech zu Oberndorf und anderswa begeben haben.

Zu denen zeiten, als herr Johanns Wernher sein wonung


  1. orten] wohl zu ergänzen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_295.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)