Seite:De Zimmerische Chronik 2 297.jpg

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Damit grief er nach der were, do het er kaine an; also wardt er von herr Johannsen Wernhern bei den weibern außgebürget. Als sie nun in den pfarrhof kamen und Gabriel in die kuchin gienge, ersahe er etliche gebrattne hüner

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noch am spiß, darab er als ain hungeriger ain solche frewde empfieng, das er wider begüetiget und den zorn fallen lassen. Hierauf herr Johann Wernher [461] haimlichen die selbigen hüner voller eisner negel bestecken lassen. Ob disch hat Gabriel nit essen wellen, sonder uf die gebratne

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hüner sich gespart; wie aber die zu disch gebracht, hat er die außer bevelch herr Johannsen Wernhers zerlegen sollen, welches im aber nit meglich; zu dem verderbte er etliche messer. Er nam ain ander hun, dann das drit, dann das viert und versucht alle mittel, die fürzulegen. Letztlich, wie

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er die eisnen negel ersicht, würt er so zornig, das er die hüner, die messer und alles brattes mit der blaten hünder die thür würft, dess iederman wol lachen mögte, sonderlichen aber, als im der zorn wider vergangen, der hüner ainstails wider ufheb und, unangesehen das sie ganz

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unsauber, doch hungers halb essen mueste. Es war domals ain pfarrer zu Mösskirch, genannt herr Adrian Dornfogl, war gleichwol gelert, aber gar ain hochfertiger und geitiger pfaff, wie man deren dann noch mehr findt. Ab dessen predigen hett Gabriel ein groß misfallen;

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dann als der pfarrer oftermals vom opfer geprediget und under andern ermanungen zu dem volk gesagt hette: »Liebs kindt, es ist mir nit umb den silberin pfening, so du mir gibst, zu thuon, aber vil mehre umb dein arme seel», dise wort im Gabriel nit vertragen, sonder sprach: »Er leugt,

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der pfaff, das in botz schwaiß schende! er neme ain silberin pfening und das der teufel dich und mich hin neme; ich will ainmal ain solchen kelchbueben, der unserm[1] Hergott missrathen ist, so voller lecher stechen, als ain vischbehalter.«

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* [1322] Herr Adrian Dornfogel predigt vom David, wie er den großen Goliad het umbgepracht, und wolt auch seins vermainens reuterisch darvon reden, sprücht: »Der David nam ain stein in sein schlauder, damit draff er den risen in sein visitur, das er zu boden fiel.« Uf ain andere

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zeit prediget er auch den passion zu Mösskirch, und wie


  1. unserm] hs. unsern.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_297.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)