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doch mehr von gespöts oder gelechters wegen, dann notturft halb. Dess het er, Gabriel, ain groß wolgefallen und half urthl sprechen. So er dann von den herrn oder den andern beisitzern seiner rathschleg halb er gerüempt und

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befragt, wo im als aim handwerksman, eim weber, solcher verstandt und hoche vernunft herkeme, antwurt er, wie er in seiner jugendt vil umb Josen im part (dabei maint er den alten graf Josen von Zollern), den [464] auch bei Wernhern von Zimbern (maint er herr Wernhern von Zimbern

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den freiherrn, so genannt der Blaterer), mehr bei Alwigen von Sulz (dabei maint er den alten graf Alwigen) were gewesen, und so diese drei herrn als verrüempte und weise herren zusamen kommen und von iren sachen gerathschlaget und geredt, were er als ain junger gemainlich bei der thür

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oder hünder dem offen gestanden und sein haar mit baiden henden von oren gestrichen und inen, wann sie mit ainandern geredt: »Ja, ja, sommer gele, lieber oheim! wie rathst? wie wer dem zu thuon?« fleißig ufgemerkt; beschloß dann seine rede, das er sprach, selbiger zeiten het er von

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diesen herren sein vernunft und geschicklichait[1] gelernet, aber es were iezmals kain fleis oder begirde in den jungen, von den eltern oder verstendigern etwas zu erlernen oder zu erfaren, derhalben sie auch mehrtails nichs weiters könten oder wisten, dann fluchen und schweren und überflüssig

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drinken: »Botz Marte, ich bring dirs; Es gilt!« etc. Solche und dergleichen reden standen im ganz lecherlich und holtsellig an. So er dann von den baiden obgenannten herrn gebrüedern angesprochen, außer was ursach er, Gabriel, bei irem bruder, herr Wilhelmen Wernhern, nit auch so hoch

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angenem oder herfür zu den handlungen und berathschlagungen gezogen wurde, als von inen, damit brachten sie in zu solcher ungedult, daz er löcher in die disch kratzt, sprechendt: »O wei, o wei! ich bin nit guet wilhelmisch, ich kan vor den vogeln nit hinzu kommen.« Damit wolt er uf

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herr Wilhelm Wernhers amptman reden und deuten, hieß Conradt Vogel. So hett auch derselb neben andern ain diener, hieß Baschion Vogel, denen baiden war Gabriel über die maßen abgunstig und vermaint, sie verhünderten ine bei irem herren. So war er auch mit dem pfarrer

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derzeit zu Oberndorf, genannt maister Petter Keuferlin, stettigs


  1. geschicklichait] hs. geschlicklichait.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_302.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)