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apoteker ging es hin und ward beschehen. Also ist der welt gemain lauf; wer reit, der reit, wer lit, den last man ligen. Darum haben die alten ainest nit vergebenlichen gesagt, es soll sich ain ieder vor starkem getränk [hüten][1], das

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sei wasser, treib die mülreder umb; vor großem glück, ist der alten weiber glück, die sprechen, da ainer ain arm abgefallen: »Es ist fürwar groß glück, das er den hals nit gar ist eingefallen«; und dann vor gesunder speis, das sein die arzneien, die manchen nit allain von der gesundthait bringen,

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sonder auch den leib und das leben hinnemen. * Mancherlai gesünds hat [Philips] zu Mespelbron gehapt. Under anderm het er ainen dorechten mentschen, hieß Henche, narr, der war von jugendt uf bei den hürten erzogen worden. Philips Echter name ine umb Gottes willen

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an, iedoch sollt er im der schwein hüeten. Das nam der narr an, wiewol ungern, dann er het in ainer kurzen zeit die brief, wie man sprücht, zu Mespelbron gefunden und war schon des faulen lebens gewont. Nun wardt dem narren austruckenlichen anzaigt, wohin er die schwein sollt treiben,

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darneben aber, welche örter er der vergiften waidt halben meiden sollt, dann in ainer kürze darvor ein schwein sterbendt gewesen. Er versprach allen gueten fleis mit den schweinen zu gebrauchen, wiewol er lieber der ross hett gehüet. Als er aber die herdt in sein gewalt gebracht, fure

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er ufsetzlich uf die waiden, do die andern schwein vorhin gestorben waren. Kam darzu, das dem Echter der schelm, zugleich wie zuvor auch beschehen, under dise herdt auch kam, sie sturben dahin. Mit den überigen und wenigen fure der narr über etlich zeit außer der Liechtenow, ist ain

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waidt also genannt uf dem Speßhart, heim gen Mespelbron. Der edelman, sonderlichen als er vernam, wie der narr über und wider allen bevelch gehandlt und im die schwein also bösslichen veruntrewet, war er über die maßen übel zu friden, iedoch wolt er den narren, vorhin und ehe er

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was weiters gegen im fürneme, hören. Darumb beschickt er in und fragt, warumb er doch wider sein bevelch also ungetrewlichen gehandelt, mit erinnerung, was guettaten er im biß anher bewisen, auch, so er sich wol hielte, hinfüro zu thon auch gesinnet were. Der narr schwig etliche mal

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still, wie aber der edelman etliche mal uf die antwurt ganz


  1. hüten] fehlt in der hs., dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_346.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)