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der schadt. Die grefin, so den dorechten [490] leuten, beiden geuchen zu guetem die belzdecke zu geben bevolchen, war der sach übel zu friden und schalt das alt Brüederge darum. Der narr ließ sich ufbringen, gab böse wort und

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sagt: »Das dich botz hin und her[1] schende als hoppensacks! was treibstu mit deiner lausigen belzdeckin? wenstu, das ich von deren wegen meine herzlieben sackpfeifen diesen herben winter sollt erfrieren[2] lassen?« Die edelleut und menigclich muesten des narren lachen. Gleich in nachvolgendem

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sommer ließ im der Echter seine stutpferdt und junge ross außer der Liechtenow geen Mespelbron bringen; da wolt er etlich junge volen uffahen. Nun hetten die baid narren, das Brüederge und der Bestle, der sach wargenomen und, als niemands sein acht gab, sas das Brüederge uf derselbigen

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jungen ross eins und wolt auch raisig sein. Der Bestle war gescheftig und half im uf. Do wolt das ross nit fort. Bestle get in die reuterstuben und nimpt heimlich ain par sporen und gurt die dem Brüederge an beede füeß, wie er das vorhin von denen reutern gesehen hett, und sprücht

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zum Brüederge: »Haw drein, Brüederge!« Das Brüederge thetts. Der jung gaul war noch wildt und nie geritten, noch gezembt worden, derhalben allerdings frei, reist er mit dem narren die wisen der lenge nach abhin. Bestle lauft hinnach. Das Brüederge wust kain andere haab uf dem

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ross, dann in schenkln, damit hueb er sich, so böst er mocht. Aber wie mer er die hab in schenkln und füeßen sucht, ie mer er den jungen vollen mit den sporen anstach. Damit macht er den gaul noch unsinniger. Der lief die wissen iz hinab, dann wider hinauf seins gefallens, dann der narr

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kunt in nit heben, seitmals er kein zaum anhett. Letzstlich kompt der gaul an ain hag, das gleichwol nit sonders hoch war, iedoch, dieweil er so gar genot und erzürnt, auch im das Brüederge so heftig mit den sporen in der seiten lag, do springt er mit im hinüber. Der gaul sprang hin, der

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narr lag in der hecken, als ob er darein were geschmidet. Das bawgesind, so ungeferdt nit ferr von dannen, lief herzu und halfen dem narren mit großer macht und marter wider herauß, und hinnach wolt das Brüederge nit mehr raisig sein, und het im das ross etlich beulen und lecher in kopf

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gefellet. Bemelts Brüederge ist in wenig jharen hernach zu


  1. her] hs. der.
  2. erfrieren] hs. erfieren.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_348.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)