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bliben waren. Iedoch so war es geschehen. Als sie nun in höchsten nöten Wolf Dieterichs halb stunden, so bekompt inen Ortolfs diener mit dem schlitten, der wolt sein frawen, wie obgehört, wider heim hollen. So baldt sie den anredten

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und erfueren, das er Ortolfen von Hewdorf zugehörte, darneben, das er nun die frawen sollte haimhollen, do fiengen sie den diener uf, der muest mit dem schlitten umkeren und mit inen faren. Derselbig schlitten kam inen ganz wol, dann sie huoben herr Wolfen Dieterichen ab dem ross,

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legten ine in den schlitten, gaben ime ain knecht zu, der ine im schlitten lieben und erhalten muest, und dieweil sie mit ime nit eilen kunten, sonder uß gemehest faren, kamen sie vast umb die [500] mitternacht geen Emmingen. Zu dem waren sie uf dem weg irr worden und mertails von

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ainandern kommen. Bei eim halben jhar darnach wardt ain großer tag von etlichen grafen und herren des landts in Schwaben zu Ulm gehalten. Under anderm, das sich lecherliche hendel daselbst under inen begeben, war, das der rath daselbs den

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herren grafen, so domals in des alten Rauchschnabels behausung zur Chronen beherbergt, den wein ganz statlichen verehren ließ. Nun war es aber sommers zeiten domals, namlichen umb pfingsten, und das[1] man ain kriesensuppen ob disch. Es waren aber under den andern grafen und

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herren graf Jocham von Zollern und herr Gangolf von Geroltzeck ob disch, die baide schnellten[2] ainandern mit kriesenstainen. In dess giengen die stattknecht in den sal und truegen die verehrung eins raths, dardurch ob disch ein stillschweigen entstuende. Nichts destoweniger aber ließ

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graf Jocham von Zollern nit nach, sonder schnellt den von Geroltzeck immerdar. Der nam das zu etwas verdruß an. Als nun die stattknecht ir sach ußgericht und die redt vollendet, war herr Gangolf von Geroltzeck von inen allen geordnet und erbetten, den statknechten die antwurt von

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iren wegen zu geben und umb die verehrung dem rath zu danken. Darzu wolt er sich kümerlichen erbitten lassen; iedoch kunt der von Zoller das schnellen mit den kriesenstainen nit lassen. Füegte sich aber ohne alle geferde, als der von Geroltzeck mitten in der danksagung, so schnellt [der


  1. das] vielleicht verschrieben statt aß.
  2. schnellten k.] Volksnekerei Birlinger Schwäb. Augsb. Wb. 275b.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_370.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)