Seite:De Zimmerische Chronik 2 382.jpg

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über die hochen schranken. Dess verwunderten[1] sich die andern alle und wolts im kainer nachthun. Daran war herr Gottfrid Wernher nit benüegig, sonder rannt die wisen wider herauf und sprang mit dem pferd aber hinüber. Das war

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im von den ander in ain große künhait gemessen. Nun war graf Hanns von Sonnenberg domals im Wildtpad, den het der klainer schlag, paralisis, im jar darvor, anno 1507, zu Wolfegk in der kürchen under der vesper getroffen an unser Frawen himelfart abend, das er davon in der rechten

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seiten lam und ganz unvermögenlich ward. Der war dozumal im Wildtpad, zu erlangen widerum gesundthait und vermögen seiner glider. [Er hett][2] ain behausung oder herberg, das er ab seim bet uf die obgeherte wissen wol sehen mögt. Als er aber

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baide sprüng gesehen, ließ er fragen, wer dieser jung wer, und als er das erfur, beschickt er in, sprach im ganz fründtlich zu, under ander mit disen worten: »Lieber vetter, ich hab dein manlichs gemüet gesehen und ain besonders wolgefallen darab gehapt, und es kompt dich warlich von guter

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art an; du hast erlich und dapfer vorelter gehapt, denen wellest hinfüro weiter nachfolgen, so würt dich glick angeen;« hat in damit ganz fründtlich widerumb lassen von im abschaiden. Ich hab von herr Gottfriden Wernher mermals gehert, die zeit er bei im neben dem bett gestanden,

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do hab in sein schmerz oder krankhait so unrübig gemacht, das er mit der ainen hand in sein aignen leib hab gerimpft und gesprochen: »Ach, du edels, gesunds, kecks herz, das du in aim so siechen, kainnutzigen leib must verschlossen sein, niemands, auch dir selbst nit kannst hilflich oder

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fürstendig sein! aber der will Gottes bescheh!« Hernach im ander jar starb diser their graf, wie hievor[3] in diser historia auch vermeldet worden. Der allmechtig seie ime gnedig und allen cristgleubigen! * Der zeit ist ain zug in Geldern angangen, dieweil aber

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graf Endres von Sonnenberg und sonst vil gueter leut vom adel und sonst dem kaiser Maximiliano zu dienen begerten, begab sich herr Gotfridt Wernher auch in diesen zug. Es lagen under graf Endressen in bemeltem zug bemelter herr Gotfridt Wernher sampt andern vil grafen, herren und vom


  1. verwunderten] hs. verwundert.
  2. Er hett] so dürfte zu ergänzen sein.
  3. hievor] s. 282, 25.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_382.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)