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des getröst er sich. Derhalben verstellt und verklaidet [1341] er sich, sovil im müglich, und kam haimlich und unerkannt geen Udenhaim für den bischof, dem fiel er zu füeß, gab sich zu erkennen und bat lauterlichen umb Gottes

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willen umb gnad. Was soll geschehen? Das adelig geblüet der Pfalz kunt sich nit lenger verbergen und erzaigt sein lewenart, erbarmbt sich des pauren, verzig im und ließ in wider zu seinem weib und kindt einkommen. Ain söllicher hochverstendiger und milter fürst und regent sollt über das

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gemein pürendt alter eins mentschen leben, aber der allmechtig hat sein ordnung erzaigt und in seinen ungetrewen pfaffen nit lenger gonnen wellen. Er hat wenig jar darnach gelept; dann wie der englisch schweiß[1] durch ganz Germanien schwaift und ain lugenbüechlin ußgieng von der cura,

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das vil erlicher leut umbs leben gepracht, do wardt der from fürst ußer trewer mainung von seinen liebsten dienern im schwaiß erstecket, denen er bei irer pflicht bevolchen, ine vor den vierundzwainzig stunden nit ußer dem schweiß zu lassen. Der allmechtig tröst ine in jener welt! *

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* [1509] Es ist nit allain diser herzog Carle von Gelder und hernach herzog Cristof von Würtenberg in solcher gefar gestanden, sonder auch erzherzog Ferdinandus selbs, kaiser Caroli loblicher bruder, der hat sollen in seiner jugendt gaistlich werden und zu aim cardinal erhept, also hettens

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die Spannier und ungetrewen Niderlender pratticiert; vermainten ie, sie wellten aller dings herrn über das Dütschland sein und die erblender[2] alle in iren händen behalten. Aber der allmechtig versahe es durch ander mittel, dann er erwäckte den Gußman, ain Spanier, war dozumal des

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infanten, erzherzog Ferdinandi, hoffmaister und vertrawtester diener. Den advisirte sein herr, bracht ine auch darvon, das er zum regiment kam, römischer könig und hernach kaiser wardt. Damit felten den prattikanten ire anschleg und ist hernach der Gußman die überig zeit beim

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Ferdinando zu hof bliben und in sonder hohen gnaden und vertrawen bei im gewest, auch dardurch erlangt, wie er vom hoff mit allen gnaden abgeschaiden und widerum nach Hispanien mit seinen kinden und aller hab geraist, das er, wie man glaublichen gesagt, über die viermal hundert tausent


  1. der englisch schweiß] es ist wohl die schweißsucht im jahre 1529 gemeint; s. Hecker, Der englische Schweiß, s. 98.
  2. erblender] hs. erolender.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_386.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)