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nit gar zwen monat, es ritten die zwen gebrüeder, herr Johann Wernher und herr Gotfridt Wernher, mit ainandern geen Nürtingen, das frölin Appoloniam zu holen. Herr Johanns Wernher nam sein gemahl, die schenkin von Erpach,

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mit ime, die fuer in ainem wagen. Herr Gotfridt Wernher het vor etlichen tagen seiner gemahl potschaft gethon und sie bericht, uf welchen tag sie kommen würden, sie zu holen. Sie war nach abscheiden der frenkischen gesandten bei der alten herzogin wider zu gnaden kommen, also das sie wider

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zu ir in das gemach kame. Uf den bestimpten tag erschienen herr Gotfridt Wernher mit seim brueder zu Nürtingen; sie liesen sich [517][1] bei der alten herzogin anzaigen. Bei dero, auch marggraf Ernsten von Baden und seim gemahel, namen sie ein underthenigs urlaub, fürten damit das

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frölin mit inen hinweg. Sie bliben nit lang alda, theten im schloß blößig ain trunk. Das frölin ist nit im wagen gefaren, sonder hünder herr Gotfriden Wernhern geen Mösskirch geritten. Herr Dieterich Spet hat herr Gotfriden Wernhern das glait von Nürtingen uß geen Mösskirch geben.

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Als sie dohin ankomen, hat die alt grefin von Ötingen, herr Gotfridt Wernhers fraw muetter, auch beider herrn schwester, die abtissin von Zirich, die gest empfangen, und, wie noch die alten darvon sagen, so ist es zu eim kleinen, eingezognen wesen ein holsellige und fröliche hochzeit gewesen.

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Unlangs, nachdem die heimfierung vergangen, ist herr Gotfridt Wernher zum oftermal mit iezgehörter seiner gemahl geen Nürtingen zu der alten herzogin kommen. Die hat sie baid herzlichen wol leiden megen; sie haben auch etlich mal spate erlauptnus, wider heimzukeren, erlangen

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mügen. Es ist fraw Appolonia zu zeiten ain halbs jar do bliben. Uf ain zeit haben herr Gotfridt Wernher und sein gemahl ir elteste dochter, frölin Anna, mit sich geen Nürtingen gefüert. Darab hat die herzogin eine große frewdt gehapt und mit dem jungen frölin, das domals über vier

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jhar nit alt, vil geferts triben. Nun het aber bemelte herzogin marggraf Ernsten von Baden und sein gemahl, die marggrefin von Brandenburg, ires bruders dochter, bei sich zu Nürtingen. Dieweil aber marggraf Ernst der zeit zwo döchtern, namlich frölin Margrethen und fröle Elsbethen,


  1. 517] s. 516b enthält die wappen von Zimmern und Henneberg, s. 516c die wappen von Zollern und Zimmern.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_406.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)