Seite:De Zimmerische Chronik 2 468.jpg

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haißen, welcher bei dem unnutzen hausen seins vatterns uferzogen. So baldt er erwuchse, [548] hausete er zu ains würts dochter zu Balingen, genannt Stengel-Anna, dardurch ir vatter verursacht, sampt seinen freunden bemelten Jörgen

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ußerhalb Balingen zu verkuntschaften. Die fiengen ine bei eim weldlin, drangen ine dahin, das er die Stengel-Anna zur ehe nemen mueste, und wie man sagt, ist es ain guete ee worden, haben wol mit ainandern gelept. Er hat zwen son von ir bekommen, die sein hernach außer armuet

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kriegsleut worden und haben den adelsstande verlassen, sich sonst ehrlichen und wol gehalten. Über etliche jar, nach absterben der Spetin, hat bemelter Wolf von Bubenhofen sich widerumb verheirat und des theuren, weit bekanten ritters, herr Friderichs Caplers nachgelassne witib

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genomen. Sie war aine von Hadtstat[1], ein erliche, liebe fraw, aber sie hat bei im auch kein kindt bekomen, zu gleich wie bei irigem vorigen mann, herr Friderich Caplarn. Derselbig ritter war bei seinen zeiten von kaiser Maximiliano vil gepraucht worden und het vil ritterlicher, namhafter

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thatten begangen, war bei kurzen jaren darvor gestorben und zu Maßmünster begraben worden. Uf sein grabstain het er im in seinem absterben bevolchen, sein wappen, schilt und helm zu hawen und darüber ain gaisel mit dem reimen: »Treibs, so gats.« Er ist bei seinen lebzeiten ain

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herzhafter und unerschrockner mann gewesen. Wie er uf ain zeit seine feindt angreifen wellen und darauf sein ordnung gemacht, sein im durch kuntschafter zeitungen zukommen, die feindt seien schon in aller nähe und wolgerüst vorhanden, ziehen mit macht stark daher. Ist er vor der

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ordnung in seiner alten hundskappen, also hat man solchen harnasch domals gemert, gehalten und lecherlich, mit höchster modestia, ohne ainiche anzaig ainer forcht oder beweglichkait des gemiets gesprochen: »Kommen sie? komen sie? das ist recht; wolauf, im namen Gottes, sie sollen uns

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finden!« hierauf die feindt großmüetigclichen angriffen und angeschlagen. Er hat vil treflicher thatten mit aigner handt mehrmals verpracht und sich so getrewlich und wol bei seinem herren gehalten, das im seine gesta billichen bei ewiger gedechtnus sollten erhalten werden.


  1. Hadtstat] über dieses elsäßische geschlecht s. Schöpflin, Alsatia illustrata II, 70 ff. und 645 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_468.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)