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vertröstung, sie würde zwelf kelber haben. Der metzger nam die condition, doch sollt der pfaff hiezwischen die kue, biß sie kelbert, erhalten. Nun het aber dem pfaffen sein magt etlich gelt abtragen, wie dann der pfaffenkellernen

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prauch vor jaren gewesen, verhofenlich, es geschehe diser zeit nit mehr. Das markt der pfaff wol, thette aber nit dergleichen. Wie nun die kue hernach kelberet und nur ain kalb pracht, gebaret der pfaff, als ob er die khue und das kalb wolte zu todt schlagen, mit anzaig, sie hetten [550]

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im sovil gelts (und damit nannt er die somma, die ime die magt undergeschlagen) gefressen. Die magt markt den bossen, bat den pfaffen, von seinem fürnemen abzusteen, und erbot sich, das gelt, dess dem pfaffen manglet, wider zu geben. Also ließ er sich wider begüetigen, nam das

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gelt wider zu seinen handen und het bösser achtung uf seine sachen, dann villeucht hievor beschehen; und ist an den pfaffen nit zu achten, das er zwelf kelber von seiner kuhe haben wellen. Mir denkt, als graf Wilhelm von Fürstenberg noch

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starks, gesunds leibs, auch in allem seim thon und lassen war, so er nit in kriegssachen und pratiken verwicklet, wandlet er stettigs von Straßburg, alda er in der Kalbsgassen ein schönen hof het, geen Ortenberg und dann wider geen Straßburg. Uf ain zeit fiel zu Straßburg und in der

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umbligenden landtschaft ein vichsterbent ein, also das ain großer mangel an flaisch wardt. Graf Wilhelm het darab ain beschwerdt, nam im für, er wellt zu Ortenberg selbs vich halten und kelber nach der notturft ziehen, dann im bewist, das die tauben alle monat junge hetten, verhofft er

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auch, alle monat von ieder khue ain kalb zu haben. Derhalben befalch er seim mair zu Ortenberg, ein zehen oder zwelf küeen zu bekommen, von denen vermaint er bei den hundert kelbern und darob in jarsfrist zu haben. Und aber, als er bericht wardt, das iede kue jars nur ain kalb, stallte

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er die semerei unverzogenlich ab. Es war sein facultet nit, mit dem vich umbzugeen, sonder hett sich baß außer aim regiment landsknechten verrichten künden, gleicherweis als herr Conradten von Bemelberg beschach. Derselbig, unangesehen das er ain verrüempter kriegsman, nochdann het

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er, sovil das vichgewerb belangt, auch so wol als graf Wilhelm kein wissens oder erkantnus, sonder, als er uf ain zeit vil überigs hews, vermaint er, solchs wer den schweinen zu


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_471.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)