Seite:De Zimmerische Chronik 2 512.jpg

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newe statt, so Wildenstat sollte genennt sein worden, gepawen haben. Aber wie ain dochter darauß wardt, bekömmert er sich hoch, darum endert er sein fürnemen und stande von allem dinkwerk, damit ist die new statt

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underbliben. Es hetten im drei vom adel, namlich herr Dieterich Speet, herr Ruodolf von Ehingen und herr Conradt Dreisch, genannt der lang Hess, all drei ritter, ieder drei tausendt guldin in goldt zu bawsteur daran zu erschießen sich anerpotten, soverr ir iedem ain behausung alda zu erbawen und

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öffnung zu haben, vermeg aines burkfridens, dess sie alberait sich vergleichen und entschlossen hetten, wer vergönt worden. Aber der allmechtig, güetig Gott hat solch vorhaben der edelleut underkomen, dann sonst die herrschaft Zimbern allain herr Dieterich Speeten halb abermals in die eußerst

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gefar oder villeucht zu aim entlichen verderben het gerathen megen. Dieses frölin Barbelin ist nit gar zwai jar von irm herrn vatter und fraw muetter erzogen worden, die alt fraw von Ötingen, die anfraw, hat das frölin zu ir genommen und

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das erzogen mit allen trewen, dann bemelte grefin sas in der behausung bei S. Martin, darin vormals der alt herr Wernher freiherr von Zimbern gewonet het, auch gestorben war. Hernach hat herr Gotfridt Wernher solche behausung in grundt abgebrochen. Was die ursach gewesen, hab ich

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nie hören kinden, es ist ain schöne behausung gewesen, und demnach sie an der kirchen allernechst gelegen, auch mit bettstüelen und anderm nach notturft versehen, ist es schadt gewest, das mans also ohne alle nott oder sondere erhebliche ursach hat abbrochen und vergengt. Aber es

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hat sein müeßen, wie dann das und anders, der eltvordern memmorias und gedechtnus hinzuthuon, beschehen ist. Fraw Margreth het das fröle wenig jar bei sich, es hat, wie dann under den jungen kündern vilmals beschicht, die kinderplatern oder urslechten überkommen. Wem ist nun in

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solchem fahl würser zu mut gewest, dann der gueten alten frawen, dann sie das kündt vil lieber, dann sich selbs, hette? Derhalben ußer anfrewlicher und müetterlicher liebe sie dem kinde die augen nit seubern oder ainigen schmerzen im zufüegen lassen wolte. Das verzog sich und stande so lang

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an, das dem frölin die augen schier gar erstorben und nit mehr, dann sovil schein das hochliecht geben, sehens haben megte, derhalben hernach ir herr vatter, auch menigclich


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_512.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)