Seite:De Zimmerische Chronik 2 540.jpg

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vil markasit gefunden; der ist im feur propiert worden und im rauch darvon gangen. Mer hat man vil schöner, alter, silbriner münzen von clarem silber gefunden, welche ainstails noch vorhanden und ires pregs halben nit für haidnische

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oder remische[1], sonder für christenliche minzen sein zu achten. Darneben hat man dief im boden wunderbarliche fundamenta von alten mauren gefunden, die sein [583] also geformiert gewest, als ob man zwen strell in ainandern gesteckt hett; es kan auch niemands sagen oder erdenken,

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was das vor jaren für ain wunderbarlichs gebew gewesen seie. Dieselbigen fundamenta sein im boden weiter gangen, als wie die alt kirch gestanden, noch auch die iezig kirch sein mecht. Und wiewol herr Gotfridt Wernher die kirchen nit mit geringem costen also erweiteret und widerumb

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ufgebawen, nochdann hat sich von gnaden des allmechtigen das volk also gemeret, das auch heutigs tags die nochmaln zu klein und wider ainer statlichen erweiterung noturftig were, in erwegung auch, das vil volks ab dem landt dahin pfarret. Und dieweil die kirchen nach irer uferbawung zu

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nider, ließ herr Gottfridt Wernher die also ergraben biß uf die fundamenta, wie noch augenscheinlich, das man etliche stafeln hinab geen mueß; ist zu besorgen, es werde ein bös alter nemen, in sonderhait so ain erdbidem sich erzaigen sollte, wie bei unsern vorfarn vilmals beschehen. Zu

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solchem paw s. Martins pfarrkirchen hat herr Gotfridt Wernher ain werkmaister gepraucht, war vom Reinstram herauf ußer der stat Speir, hieß maister Lorenz. Der hett etliche jar darvor am tom gewerket zu Costanz und war ain gueter, fromer man, und so zu zeiten was ungereimpts am paw zu

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Mösskirch fürging oder was unrecht gemacht warde, pflag herr Gotfridt Wernher das mit höflichen worten an ine zu strafen und zu undersagen, sprechende: »Maister Lorenz, das oder jens geet für, es solt nit sein,« antwurt der maister: »Ei, gnediger herr, wer sagts?« sprach herr Gotfridt

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Wernher: »Die bös welt redt also darzu.« Alsdann vermarkt der maister wol, wa es herkame, und sagt: »Ei, gnediger herr, sein Ewere Gnaden nit auch die welt? ich main, Ewer Gnaden seien auch die welt, man mueß die auch die welt sein lassen.« Es vermegt sich sein herr Gotfridt Wernher

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sonderlichen wol von wegen seins gueten gesprechs und


  1. remische] hs. reinische.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_540.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)