Seite:De Zimmerische Chronik 2 573.jpg

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gespens und ain sollich pleren und geschrai allenthalben umbher, das er gar nahe mögt darvon doll sein worden. Iedoch rannt er dem thier nach in ainer unbesinten weis, so wurt ainsmals ain grose kugel darauß, die lauft vor im

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hin; und mit sollichem gescheft so wurt er so weit verfürt und ab dem weg gebracht, das er mit dem ross in Rein fellt und gar nahe ertrunken wer. Iedoch half im Gott, das er mit aller marter und großer müehe zu aim felben kam, an dem enthielt er sich mit höchsten sorgen und

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geferden die ganz nacht, das im niemands zu hilf kam. Des andern tags ist im hilf von vischer bewisen worden, die haben in ußer dem maienbad widerumb zu landt gebracht, und wie man sagt, so ist im auch zu ander zeiten vilmals mainich seltzame abenteur von gespensern begegnet, darvon

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vil zu schreiben. * * [1413] Anno 1504 uf s. Matheis abendt ist grave Georg von Werdenberg und Sargans gestorben, uf Ortenstain, ward begraben zu Sargans. In selbigem jhar den 24 Aprillis ward grave Gaudenz von Metsch, ritter, zu Insprug enthauptet

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und ward im closter Marienberg begraben, het sein sitz und wonung uf Kürburg gehapt. * Man sagt, das in kürze, nachdem graf Endres entleibet, sein gaist manche nacht zu iezgedachter seiner schwester, der grefin von Werdenberg, gen Ortenstain komen seie, in

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der cammer umbher gangen und vil unruhe gemacht. Eines mals, als er nachts zu der grefin bet kommen und lang stil gestanden, do hab sie ain herz gefast und den gaist unerschrockenlich, wer er sei, von wesswegen er aldo gang und im doch zu helfen seie, befragt. Der hab in oberlendischer

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sprach verstendtlich und in dem accent, wie weilunt graf Endres sellig in seinem leben geredt hat, geantwort: »Mein schwester, ich bin dein brueder, graf Endres, und bin jemerlich ermürt; laß mein seel dir bevolchen sein! mir ist mit so vil almuessen und anderm (dess er ir hiemit genempt

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hat) zu helfen. Dess hat sie im zugesagt und zu laisten versprochen, darauf er ir trawlichen gedankt und also von ir abgeschaiden. Und demnach sie laut seins begerens gewilfaret, hat man hinfüro nichs mer also unrüebigs oder ungehewrs gehört.

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Herr Wilhalm Wernher ist, nachdem er wider von Ortenstain herauß kommen, zu herzog Ulrichen von Würtemberg gethon worden. Derselbig war dozumal noch gar jung.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_573.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)